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Bericht der Landesgruppe ("Rosa Beilage" zur VPP 4/2000)

Von: Andrea Nölting-Bruns

Im Bremen wurde am 18. Oktober 2000 im Rahmen einer Vollversammlung der Kammermitglieder der Vorstand gewählt, und es konnte der erste Teil der Kammersatzung beraten werden. Anstelle eines eigenen Berichtes übernehmen wir den entsprechenden Beitrag aus dem Weserkurier sowie den Leserbrief von Peter Hegeler dazu.


Weser-Kurier vom 26.10.2000:

Eigene Kammer für Therapeuten

Vorstandswahl verlief reibungslos

Bremen ist mal wieder in der Vorreiterrolle: Vor wenigen Tagen gründete sich im Queens Hotel die erste Psychotherapeutenkammer in Deutschland. Etwa 220 der rund 450 Therapeuten hatten sich an der langen Gründungsversammlung beteiligt. Der Kammer werden sie alle beitreten müssen. "Die Kammer wird kein freiwilliger Bund von Gleichgesinnten sein", sagt der mit großer Mehrheit frisch gewählte Präsident Karl Heinz Schrömgens. Als Vize steht ihm Hans-Otto Platte zur Seite, Gisela Ripke vertritt die Kinder- und Jugendlichentherapeuten. Dem Vorstand gehören insgesamt sieben Mitglieder an.

Eine Berufsaufsicht zu gewährleisten, definiert Schrömgens als die wichtigste Aufgabe der Kammer. Des weiteren soll sie für Qualitätssicherung in dem Berufsfeld stehen und als Anlaufstelle für Beschwerden von Patienten dienen.

Kammern für psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, so die korrekte Bezeichnung für die Mitglieder dieser Berufsgruppe mit staatlicher Zulassung; werden sich in jedem Bundesland konstituieren müssen. Hintergrund ist die Änderung des Psychotherapeuten-Gesetzes im Januar vergangenen Jahres. Seitdem sind diese Berufsbezeichnungen geschützt und als Heilberufe anerkannt, was eine reguläre Abrechnung mit den Krankenkassen erlaubt.

Apropos Geld: Der bereits im Vorfeld strittige Punkt der Beitragsregelung für die Kammer-Mitglieder konnte aus Zeitmangel beim Gründungsabend nicht behandelt werden. Vorsitzender Schrömgens hält eine einkommensabhängige Regelung für "das gerechteste Prinzip". "Wer viel verdient, soll auch mehr an die Kammer zahlen. Wer wenig verdient oder nur in Teilzeit arbeitet, soll einen geringeren Beitrag entrichten müssen." - Als Mindestsatz schwebt ihm bei einem Bruttoeinkommen von 100 000 Mark 400 Mark im Jahr vor. Die Alternative wäre, einen Einheitsbeitrag festzulegen - damit müsste niemand seine Einkünfte offen legen und der Verwaltungsaufwand wäre geringer. Eine Entscheidung darüber soll bei der nächsten Versammlung fallen.

Weser-Kurier vom 7.11.2000:

Kritische Unterstützung

Zum Artikel "Eigene Kammer für Therapeuten" vom 26. Oktober: Ich kann verstehen, daß die frisch gewählten Vorstandsmitglieder der Psychotherapeuten stolz auf den reibungslosen Ablauf der Kammerwahl sind. Es muß aber etwas Essig in den Wein gegossen werden, da sonst der Eindruck besteht, nur die Höhe der Beiträge sei ein kontroverses Thema.

Die beamteten und angestellten Psychotherapeuten in den Kliniken, die zwangsweise Mitglied der Kammer sind, sind im Vorstand nicht repräsentiert. Sie werden, da sie ein festes Einkommen haben, auch zur Kasse gebeten. Leider hat der Gründungsausschuss im Vorfeld offensichtlich versäumt, Kandidaten dieser Gruppe zu gewinnen, obwohl sie mehr als ein Drittel der approbierten Therapeuten ausmachen.

Nicht befriedigen kann auch die Ungewissheit, ob alle zukünftigen Kammermitglieder eingeladen wurden, oder ob die mir bekannten nicht eingeladenen Kolleginnen und Kollegen tatsächlich eine verzichtbare Größe sind. Über die Beiträge wird noch zu diskutieren sein. Sollte dies allerdings in ähnlich ,,zügiger" Form geschehen wie die Verabschiedung der Kammersatzung, muß man kein Hellseher sein, um Schwierigkeiten vorauszusehen. Dann werden sich die beamteten und angestellten Pschotherapeutinnen und Psychotherapeuten die Augen reiben und hoffentlich endlich zu Wort melden. Trotzdem wünsche ich der Kammer bei der Arbeit Erfolg und sage ihr unsere kritische Unterstützung zu.

Peter Hegeler, Landessprecher der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie, Bremen/Osterholz-Scharmbeck

Am 12. Dezember 2000 findet die zweite Vollversammlung der Kammer statt. Hier sollen neben dem Haushalt und der Beitragsordnung (vorgesehener Jahresbeitrag 0,54% des Jahreseinkommens aus psychotherapeutischer Tätigkeit) auch die Satzung verabschiedet werden. Ferner ist die Besetzung von Ausschüssen geplant (Finanzen, Fort- und Weiterbildung, Beschwerde- und Schlichtungsausschuss, Berufsordnung, Qualitätssicherung). Die DGVT wird sich um die Mitwirkung in den Ausschüssen bemühen.


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