Zunächst gab es unklare Andeutungen in vielerlei Hinsicht, was zusammen- bzw. ganz gestrichen werden sollte. Dann gab es erste konkrete Streichungen u.a. in der AIDS-Hilfe und im Suchtbereich. Im letzteren wurden z.B. die Verträge mit allen externen Suchtberatern (Anm.: die externen Berater in den Justizvollzugsanstalten stehen im Gegensatz zu den internen Beratern - sofern vorhanden - unter Schweigepflicht, was im Kontakt zu von illegalen Drogen abhängigen Menschen Sinn macht) im JVA-Bereich zum Ende des Jahres 2003 gekündigt. Bemerkenswert dabei ist die Art und Weise des Vorgehens: die Kündigungen flatterten ohne vorherige Kontaktaufnahme bei den Betroffenen ein. Dies macht nicht gerade Mut, sich als professioneller Gesprächspartner des Sozialministeriums anzubieten. Wünschenswert - bei allem Verständnis für Einsparungen - wäre ein Austausch gewesen, so dass Auswirkungen auf bestehende Strukturen hätten berücksichtigt werden können.
Ein weiterer Schritt besteht in der Änderung des Totto-Lotto-Gesetzes des Landes, was für die einzelnen Einrichtungen im Suchtbereich unterschiedliche finanzielle Einschnitte nach sich ziehen wird. Kleinere Beratungsstellen stehen teilweise ganz vor dem Aus oder müssen gänzlich auf das Ehrenamt setzen. Die stationäre Suchthilfe wird sich ebenfalls umstellen müssen - hier wurde die Nachsorge gestrichen - obwohl diese eine effektive und effiziente Schnittstelle zwischen stationärem und ambulantem Bereich bedeutete. Es bleibt Anspannung und Verunsicherung, was noch folgen wird.
Nicht nur im Suchthilfe-Bereich, im gesamten Angestellten-Bereich in Niedersachsen ist die Verunsicherung gestiegen, da der finanzpolitische Druck, Einsparungen vorzunehmen, groß ist. Sowohl die öffentlichen Träger als auch die Kirche planen Einsparungen bei den Personal- und Sachkosten. Überlegungen von Seiten der Arbeitgeber, den Tarifabschluss des Landes Berlin zum Vorbild zu nehmen (Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 37 Wochenstunden bei gleichzeitiger Kürzung der Bezüge um 10%), sind zwar noch nicht konkret, doch zeichnen sich massive Einschnitte bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld ab. Die Diskussionen haben zu großer Verunsicherung unter den PsychotherapeutInnen geführt. Innerhalb der einzelnen Institutionen wird das Ringen um verträgliche Lösungen in den nächsten Monaten viel Raum einnehmen.
Eine aus DGVT-Sicht erfreuliche Meldung aus dem Angestellten-Bereich ist die Wahl von Wolfgang Niens, langjähriges DGVT-Mitglied in Niedersachsen, zum Sprecher der Bundesfachkommission Psychologische PsychotherapeutInnen und Kinder- und Jugendlichen-PsychotherapeutInnen der Vereinten Dienstleistungsgesellschaft (ver.di). Zur Stellvertreterin wurde Veronika Mähler-Dienstuhl aus Nordrhein-Westfalen (ebenfalls DGVT) gewählt. Die Gründung der Kommission am 9. und 10. April diesen Jahres in Berlin hat viel Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die Bundesfachkommission will sich mit der Berufssituation der nach dem Psychotherapeutengesetz geregelten Berufe sowie Fragen der Qualifizierung befassen. Dringender Handlungsbedarf besteht auch bei der Herstellung und Sicherung der Gleichwertigkeit psychotherapeutischer Arbeit im Verhältnis zum ärztlichen Dienst.
Die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen arbeitet aktuell an einer Fortbildungsordnung, die in den nächsten Wochen im Aus- und Weiterbildungsausschuss der Kammer beraten werden soll. Dabei wird es u.a. um die von der Kammer ins Auge gefasste Einrichtung von Qualitätszirkeln bei der Kammer gehen. Für die Berücksichtigung und Anerkennung von langjährig arbeitenden Qualitätszirkeln, die von den Berufs- und Fachverbänden organisiert werden, möchten sich die Landesgruppe und die DGVT-Kammer-Delegierten einsetzen.
Die DGVT-Landesgruppe hat sich in letzter Zeit intensiv mit Fragen der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen auseinandergesetzt. Den offenkundigen Mangel an verhaltenstherapeutischer Versorgung auszugleichen muss Ziel sein. Die bestehenden Versorgungsdefizite sollen den beteiligten Stellen (Zulassungsausschüsse der KVen) deutlich aufgezeigt werden. Die Landesgruppe möchte in den nächsten Wochen eine regionale Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gründen, um sich mit den politischen und fachlichen Themen aus diesem Bereich intensiv zu befassen. Ansprechpartner für Interessierte an dieser AG ist Dieter Haberstroh (Kontakt: niedersachsen(at)dgvt(dot)de). Bei den DGVT-Praxistagen für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Hannover vom 31.10.-1.11.2003 wird die Landesgruppe mit einem Info-Stand präsent sein, und es besteht die Möglichkeit, persönlichen Kontakt mit den LandessprecherInnen aufzunehmen.