In der Eröffnung von Ellen Paschke, der Vorsitzenden des Fachbereichs 3 (Gesundheit) und Mitglied des VerDi-Bundesvorstands, hat diese u. a. auf die Notwendigkeit hingewiesen, die PP/KJP stärker in der Planung und Umsetzung der PT-Versorgung einzubeziehen und beispielsweise ganz aktuell auch die PiA-Bezahlung zu regeln.
Im ersten Vortrag würdigte Prof. Jürgen Kriz, Osnabrück ("Zur Lage der PT in Deutschland") eingangs ausdrücklich die Entwicklung der Psychotherapie seit Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG – 2 Folien). Danach verwendete er sehr viel Zeit dafür darzustellen (38 Folien), wie ungerecht die derzeitige Entwicklung doch ist, indem sie die Vielfalt der Psychotherapie beschränkt und einen unangemessenen Wissenschaftsbegriff verwendet. Die etablierten Verfahren würden neue Entwicklungen verhindern, so der Tenor des Vortrags.
Anschließend wurde von Prof. Manfred Zielke, Mönkeberg, die ökonomische Seite der Psychotherapie dargestellt. Anhand seiner umfangreichen Untersuchungen zu Langzeiteffekten der psychosomatischen Rehabilitation konnte er recht differenziert darstellen, dass stationäre Verhaltenstherapie im Längsschnitt erhebliche Kosteneinsparungen erbringt.
Prof. Harald Rau, Wilhelmsdorf (ein "biologischer Psychologe"), referierte zum Thema Kombination von Psychopharmaka und Psychotherapie. Der hochinteressante Beitrag zeigte die Komplexität des Themas und stellte heraus, dass Kombination nicht immer zu einer Verbesserung der Behandlung führe. Sorgfältige Studien zeigen demgegenüber eher, dass Kombinationen nur eine Verbesserung der Effektivität von Psychotherapie erbringen, wenn es sich um Kombination mit Placebo handelt, nicht um die Kombination mit Psychopharmaka. Aus der Interpretation der Ergebnisse und unter Hinweis auf die Verhältnisse in anderen Ländern, spez. USA, leitete er einige Perspektiven ab, die die Tätigkeiten und Arbeitsweisen der PP/KJP betreffen (Sollen PP/KJP Medikamente verordnen dürfen?).
Prof. Udo Deister, Klinikum Itzehoe, beschrieb die derzeitige Situation eines gemeindenah orientierten psychiatrischen Krankenhauses und die Stellung der Psychotherapeuten. Er erklärte, wie er es geschafft habe, bezahlte Stellen für PiA einzurichten (1/3 einer ganzen Stelle – zusammen ersetzten damit 3 PiA eine "normal besetzte Stelle"), und wie die Position der PP im Haus ist (Ltd. PP mit OA-Funktion und -Gehalt). Er ging dann auf die Perspektiven der PsychPV ein, erläuterte den erforderlichen Weiterentwicklungsbedarf und die Stellung der Psychotherapie in einer modernen Psychiatrie – auch äußerte er sich zur Stellung der PP in der Psychiatrie und ihren Perspektiven, etwa unter dem Blickwinkel, dass es immer weniger junge Ärzte mit Interesse an P-Fächern gibt.
Der abschließende Beitrag von Prof. Rainer Richter (BPtK – Uni-Krankenhaus Eppendorf – Hamburg) beschrieb auf einer etwas allgemeineren Ebene die Position der BPtK zur Frage der Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Versorgung. Einerseits hob er auf den erheblichen (epidemiologisch gesicherten) psychotherapeutischen Behandlungsbedarf in somatischen Krankenhäusern ab, andererseits auf die durchaus positiven Entwicklungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation. Abschließend beschäftigte er sich mit den Perspektiven für die Psychotherapie und der Psychotherapiezulassungen aus Sicht des Wissenschaftlichen Beirats.
Die Diskussion zu den Beiträgen erfolgte als Gesamtdiskussion erst ganz am Ende der Veranstaltung. Sie war dementsprechend breit und wurde von manchen Diskutanten auch als Möglichkeit gesehen, eigene Korreferate zu halten. Von Seiten der PP-Diskutanten stand auch weniger die Frage nach der Psychotherapeutischen Versorgung als vielmehr die Frage im Vordergrund, welche Rolle die PP in der Versorgung, speziell in der Psychiatrie, einnehmen können (KJP waren wenig vertreten).
Als Rahmenbedingung für die Perspektiven waren sich die Referenten einig, dass keinesfalls zu erwarten sei, dass mehr Geld ins System komme. Es gehe vielmehr darum, die vorhandenen Mittel effizienter zu nutzen (zielgerichtete differenzielle Behandlungsindikation), um eine wirksamere (dann auch teurere) Behandlung bezahlen zu können. Das könne z.B. bedeuten, Krankenhäusern und ambulanten Stellen mehr Geld zu geben, wenn sie das Behandlungsergebnis in kürzerer Zeit erreichen. Auch werde man sich zukünftig auf pauschalisierte Vergützungen einstellen müssen (z.B. Behandlungsfallgruppen). Für die Position der PP innerhalb der Einrichtungen wurden gute Chancen gesehen, weil sie in der Regel über Kompetenzen verfügen, die in Institutionen gebraucht werden, wie Beziehungsfähigkeiten, Psychotherapeutische Kompetenzen und Konzeptionelle Fähigkeiten (allerdings fehlen ihnen häufig die hier erforderlichen Managementkompetenzen und Begutachtungskompetenzen, so der kritische Einwand eines Teilnehmers).
Die Vorträge der Tagung werden in Kürze als Broschüre/Buch publiziert und sind dann über die VerDi-Bundesgeschäftsstelle -kostenlos- zu beziehen (Ver.di-Bundesverwaltung, FG Gesundheitsberufe, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, oder über die Homepage: http://gesundheit-soziales.verdi.de/.kontakt .)