Am Mittwoch, dem 10.10.07 fand in der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik in Bad Bramstedt unsere 11. Regionale Mitgliederversammlung statt. Leider verirrte sich auch diesmal nur ein recht überschaubarer Teil unserer Mitglieder in die Versammlung, so dass die Organisatoren auf einigen Gläsern des (alkoholfreien) Sektes sitzen blieben, der zur Feier des Tages geöffnet wurde. Gefeiert wurde das Wahlergebnis der letzten Kammerwahl, über das wir in der letzten Rosa Beilage bereits ausführlich berichtet hatten.
Auf der Mitgliederversammlung haben wir unsere Rolle noch einmal kritisch reflektiert. Während wir bislang aus einer Oppositionsrolle heraus das Kammergeschehen beobachten und kommentieren konnten, tragen nun DGVT-Mitglieder im Vorstand der Landeskammer Verantwortung. Das birgt natürlich die große Chance, die Kammer tatsächlich in der Folge unserer bisherigen Vorstellungen zu verändern. Was davon gelingen kann, wird man angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse in der Kammerversammlung sehen. Eine Gefahr wurde darin gesehen, durch die Mitwirkung im Kammervorstand unsere kritische Distanz zu verlieren, die nach Auffassung der TeilnehmerInnen aber als eine Art Markenzeichen der DGVT erhalten bleiben soll. Um dieser Haltung, aber auch um der Mehrbelastung der bisherigen Landessprecher durch Vorstandsarbeit in der Kammer, Rechnung zu tragen, wählte die Regionale Mitgliederversammlung Diana Will als eine weitere Landessprecherin, die sich in diesem Bericht vorstellen wird.
Neben der ausführlichen Reflexion der Situation der DGVT in Schleswig-Holstein nach der Kammerwahl, beschäftigte sich die Versammlung noch etwas ausführlicher mit der Heilpraktikerdebatte, die seit geraumer Zeit in der Länderkonferenz und dem Länderrat der DGVT auf Bundesebene diskutiert wird. Angesichts des Bestrebens mancher Psychotherapeutenkammern, auf eine Abschaffung der Erlaubnis für die Anwendung von Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz (HPG) hinzuwirken, sah der Länderrat sich herausgefordert, sich hierzu zu positionieren. Mehrheitlich wird ein Erhalt der Psychotherapie nach HPG befürwortet. Der Zugang zur Approbation ist gegenwärtig nur über die Richtlinienverfahren und die Gesprächspsychotherapie möglich. Diese Verfahrensorientierung wird als zu eng gefasst gesehen, angesichts der Vielfalt der Psychotherapieverfahren; das Heilpraktikergesetz bildet einen legalen Rahmen für eine Berufsausübung im Sinne dieser Vielfalt, die auch als notwendige Voraussetzung für Weiterentwicklungen von Psychotherapie betrachtet wird. Der Länderrat plant hierzu eine Stellungnahme. Eckpunkte, die in dieser Stellungnahme enthalten sein sollen, wurden vom Länderrat bereits im September erarbeitet. Sie wurden in der Regionalen Mitgliederversammlung vorgestellt und diskutiert. Die Auffassungen des Länderrates fanden überwiegend Akzeptanz, wenngleich deutlich darauf hingewiesen wurde, dass auch in der Arbeit nach HPG Qualitätsstandards in der Berufsausübung einzufordern und einzuhalten sein müssten.
Am Ende wurden Überlegungen angestellt, ob eine örtliche Rotation der Regionalen Mitgliederversammlungen durch die verschiedenen Teile des Bundeslandes mehr Mitglieder zur Teilnahme bewegen könnte.
Sie können uns das sagen: So geht an dieser Stelle die herzliche Einladung an die Leserinnen und Leser dieser Zeilen, sich jederzeit in die aktive DGVT-Arbeit in Schleswig-Holstein „einzumischen“.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit Oktober dieses Jahres ergänze ich das altbewährte "Dreamteam" der Landesgruppe Schleswig-Holstein, Detlef Deutschmann und Bernd Schäfer, als dritte Landessprecherin. Damit Ihr mich ein wenig kennen lernen könnt, habe ich hier einige Angaben über mich zusammengestellt.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Frankfurt am Main, in Hessen. Während meines Studiums zur Diplom-Sozialarbeiterin an der Frankfurter Fachhochschule hörte ich erstmals von der DGVT. Jemand hatte Flyer vom DGVT-Kongress 1992 (oder 1994) in den Fluren der FH ausgelegt, die mein Interesse geweckt haben. Dort gestaltete der Kabarettist Volker Pispers einen Abend, den ich super fand. Nach dem Besuch des Kongresses wurde ich Mitglied bei der DGVT, zunächst einmal, um Infos zu bekommen und den nächsten Kongress nicht zu verpassen. 1996 zog es mich in das wunderschöne Timmendorfer Strand, bei Lübeck, an der Ostsee. Mit meinem damals 13-jährigen Sohn war dieser Umzug vielleicht das größte Wagnis in meinem bisherigen Leben. Im Laufe der Jahre kam mein Pflegesohn in die Familie. Im Winter 1999 begann ich die Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin am damals gerade neu gegründeten Ausbildungszentrum für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Berlin, die ich im Herbst 2004 abschließen konnte.
Kurz nach der Approbation stellte ich meinen ersten Antrag auf Sonderbedarfszulassung im Kreis Ostholstein. Nach zwei ablehnenden Bescheiden der KV Schleswig-Holstein war ich so weit, das Projekt "Niederlassung" aufzugeben, zumal die Arbeit im Kostenerstattungsverfahren ganz gut lief. Die sehr aufmunternden Worte und immer gute Unterstützung durch Juristische Beratung in der DGVT-Bundesgeschäftsstelle durch Kerstin Burgdorf (Danke noch mal!) führten schließlich dazu, dass ich noch einmal in Widerspruch ging. Ohne Hoffnung auf Erfolg kam völlig überraschend die Zusage. So kam es, dass ich schließlich im Mai dieses Jahres, mit 45 Jahren, endlich eine Praxis eröffnen konnte. Bereits zwei Wochen vor Praxiseröffnung hatten sich über 20 Familien telefonisch gemeldet. Jetzt, nach knapp 7 Monaten sind alle Therapieplätze vergeben und eine Warteliste weist darauf hin, dass weiterhin Bedarf besteht.
Also, an alle, die mit ihrer KV "kämpfen": Immer mutig weiter argumentieren, belegen und dokumentieren - es gibt Licht am Ende des Tunnels. Neben meiner Praxis in Oldenburg in Holstein leite ich die Ambulanz und Beratungsstelle des Vereins "Hilfe für das autistische Kind" Landesverband Schleswig-Holstein, wo zur Zeit 20 Therapeutinnen und Therapeuten beschäftigt sind.
In der DGVT bin ich dabei mein Engagement auszubauen, zum Beispiel in der Fachgruppe Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie der DGVT und jetzt auch in der Landesgruppe Schleswig-Holstein.
Damit konnte das Wahlbündnis KAM ON, das bei der Wahl im Sommer sensationell 50% der Sitze in der neuen Kammerversammlung erringen konnte (4 der 9 Delegierten sind DGVT-Mitglieder, davon 3 im Vorstand), eines seiner zentralen Wahlziele nach nur 84 Tagen Amtszeit umsetzen. Doch das war alles andere als leicht!
Auf der Kammerversammlung am 23.11.2007 ging der denkbar knappen Entscheidung eine kontroverse Debatte voraus. Als Finanzausschusssprecher und Vorstandsmitglied machte Detlef Deutschmann zunächst die schwierige Ausgangssituation deutlich: So standen für 2008 Mehrausgaben in Höhe von ca. 30.000 € unweigerlich fest (u. a. ca. 10 000 € Erhöhung der BPtK-Beiträge, ca. 8.000 € Einführung Heilberufeausweis (HBA), das Gegenstück zur elektronischen Gesundheitskarte auf Behandlerseite). Eine erste differenzierte Berechnung des Finanzausschusses bezüglich der zu erwartenden Ausgaben und Einnahmen 2008 auf der Basis der vorliegenden Daten für 2007 und schon feststehender Veränderungen für 2008 hatte gezeigt, dass aufgrund eines Ausgabenüberhanges von ca. 42.000 € eine Beitragserhöhung von 30 € notwendig gewesen wäre. In einer Vorstandsklausur waren deshalb vielfältige Einsparungen, insbesondere einschneidende Veränderungen der Entschädigungsordnung abgestimmt worden. Alle Entschädigungspauschalensollten danach um ca. 20 – 25% reduziert werden. Dabei ging der Vorstand mit gutem Beispiel voran: um ca. 20.000 € pro Jahr sollte allein die Summe der unmittelbaren Entschädigungen aller Vorstandsmitglieder reduziert werden, die Summe der jährlichen Aufwandsentschädigungen und Reisekosten aller Gremien und Delegierten/Beauftragen insgesamt sogar um ca. 34.000 € (auf dann nur noch ca. 110.000 €/Jahr). Durch die Einsparvorschläge gelang es ferner, im Haushaltsplan für 2008 die Kosten, die unmittelbar der Geschäftsstelle zuzuordnen sind einschließlich der Personalkosten (allein ca. 135.000 €) nicht weiter ansteigen zu lassen, sondern mit ca. 186.000 € sogar knapp unter dem Niveau von 2007 zu halten. Auch die Summe der Aufwendungen für die „Vertretung nach außen“ konnte trotz massiv erhöhter Beiträge zur BPtK und Mehrausgaben für das PTJ sowie zusätzlicher Kosten für den HBA um insgesamt ca. 6.000 € gegenüber dem Vorjahransatz reduziert werden (jetzt ca. 85.000 €). Dazu war jedoch für 2008 der Verzicht auf die Ausrichtung eines eigenen Psychotherapeutentages (Nettokosten ca. 8.000 – 10.000 €) notwendig. Alle Einsparmaßnahmen zusammen eröffneten die Möglichkeit, volle Kammerbeiträge um 20 €/Jahr zu reduzieren, statt, wie vorher notwendig, um 30 € zu erhöhen!
Insbesondere der Vorschlag, die Entschädigungssätze drastisch zu reduzieren, wurde auf der Kammerversammlung lange und kontrovers diskutiert. Von Vorstandsseite wurde darauf hingewiesen, dass es sich um „Aufwandsentschädigungen für ehrenamtliche Tätigkeiten“ und nicht um ein Entgelt oder Verdienstausfallentschädigung handele, und dass sicher nicht jedes beitragspflichtige Mitglied ein Arbeitsentgelt von 30 €/Std. erhalte.
Obwohl ein Mitglied aus den KAM ON-Wahlbündnis aus gesundheitlichen Gründen leider nicht an der Kammerversammlung teilnehmen konnte, fanden der vom neuen Vorstand unterstützte Haushaltsentwurf, die geänderte Entschädigungsordnung und die vorgeschlagene Beitragsreduktion eine denkbar knappe Mehrheit von 9 Stimmen gegen 8 Stimmen aus dem Wahlbündnis um den alten Vorstand! Wir, die DGVT-Landessprecher, sehen darin einen ersten großen Erfolg, sind doch ähnliche Anträge unsererseits in der Vergangenheit in der Kammerversammlung kläglich gescheitert.
Diana Will, Detlef Deutschmann, Bernd Schäfer
Kontakt: schleswig-holstein@dgvt.de