Seit vielen Jahren engagiert sich die DGVT für eine Verbesserung der psychosozialen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund. Fachgruppen innerhalb der Mitgliederschaft und auch Symposien bei Kongressen haben dazu beigetragen, die Sensibilität für diese Problematik zu erhöhen und die verschiedenen Facetten der Thematik herauszuarbeiten.
Die in diesen Wochen beim Deutschen Bundestag vorliegende Petition zu diesem Thema gibt uns Anlass zu folgender Erklärung:
Die DGVT unterstützt das Anliegen der Petition vom 8.5.2010 in ihrer Kernforderung, Abhilfe für einen Zustand der Mangelversorgung an kultursensibler, muttersprachlicher Psychotherapie in Deutschland zu schaffen. Wir halten im Detail jedoch eine andere Schwerpunktsetzung für geboten, die wir im Folgenden näher darlegen.
MigrantInnen in Deutschland nehmen unterdurchschnittlich wenig psychotherapeutische Versorgung in Anspruch, obwohl eine erhöhte Prävalenz psychischer Erkrankungen in dieser Bevölkerungsgruppe angenommen werden muss.
Die DGVT steht mit ihrem Satzungsziel der Verwirklichung einer gemeindenahen psychosozialen und psychotherapeutischen Versorgung, die den Interessen und Rechten der Bevölkerung entspricht, für das Einbeziehen aller Bevölkerungsgruppen. Wir sprechen uns dafür aus, den Zugang von MigrantInnen zur psychotherapeutischen Versorgung im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung sowie zu Angeboten anderer Träger psychosozialer Versorgung rasch zu verbessern.
Psychotherapie als „sprechende Medizin“ ist auf die sprachliche Verständigungsmöglichkeit zwischen PatientIn und PsychotherapeutIn in besonderem Maße angewiesen, da es um Inhalte geht, die weitgehend aus der Gefühlssphäre stammen. Die sprachliche Integrationsleistung der Betroffenen darf nicht zur Voraussetzung für den Anspruch auf soziale Teilhabe (hier konkret den Anspruch auf Psychotherapie als GKV-Leistung) gemacht werden. Auch darf es nicht den örtlich zufälligen Gegebenheiten überlassen bleiben, ob zugelassene PsychotherapeutInnen Therapie in bestimmten Sprachen anbieten können oder nicht.
Veränderungen halten wir insbesondere in den folgenden Punkten für vorrangig:
Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V.
Tübingen, 16. Juni 2010