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Bericht der Landesgruppe Bremen (Rosa Beilage zur VPP 3/2010)


Gemeinsame Nordkammer? "Gut Ding will Weile haben!"

In Bremen haben sich die Mitglieder der Psychotherapeutenkammer mehrheitlich für die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen in einer Mitgliederbefragung ausgesprochen. 80 % der Mitglieder sprachen sich für eine Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit Niedersachsen aus. Mit 62 % war die Rücklaufquote relativ groß. In der Kammervollversammlung im November muss dieses Votum noch bestätigt und ein entsprechender Auftrag an das Präsidium der Kammer erteilt werden.

Ansätze zu einer Vereinigung der vier Nordkammern (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen) gab es schon vor längerer Zeit. Postkartenaktionen konnten die Vollversammlung der Kammer in Bremen allerdings bisher genauso wenig überzeugen wie ein Diskussionsforum zu diesem Thema. Besonders das Präsidium, vertreten durch den Präsidenten, äußerte seine klare Ablehnung immer wieder. Auch der Versuch, die finanziellen Vorteile darzustellen, führten in der Vergangenheit zu keiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema. Immer wieder wurde die gute Kooperation mit den anderen Nordkammern hervorgehoben. Bevor der Wandel in der Meinung beschrieben wird, sollen zwei Besonderheiten erwähnt werden, die für das Thema Fusion eine Rolle spielen:

  1. Die Psychotherapeutenkammer Bremen hat als einzige Psychotherapeutenkammer in Deutschland das Vollversammlungsprinzip. Die Vollversammlungen sind gut besucht, wenn es um Wahlen geht und die Berufsverbände ihre Mitglieder mobilisieren können. In der Zwischenzeit ist der Besuch allerdings deutlich geringer geworden und liegt im Durchschnitt bei ca.10 % der Stimmberechtigten. Von einer angemessenen Repräsentanz sind wir in Bremen demnach weit entfernt.

  2. Die Kammerbeiträge der PTK Bremen werden über Hebesätze erhoben, bei denen das Einkommen um die Kosten gemindert wird und dann ein prozentualer Satz als Beitragssatz erhoben wird. Für angestellte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ergibt dies, da entstandene Kosten weniger in Ansatz gebracht werden können, einen im Durchschnitt höheren Satz. Aber: jeder Beitrag ist individuell berechnet.

Wie ist es nun zu dieser veränderten Haltung einer Fusion gegenüber gekommen?

Das Präsidium konnte mehrere Jahre die Hebesätze nur in einem erträglichen Maße und in einer von der Vollversammlung akzeptierten Höhe halten, indem alle Haushaltspositionen auf einem niedrigen Niveau belassen wurden: Geschäftsstelle, Entschädigungen für die Präsidiumsmitglieder usw. Durch die starke Arbeitsbelastung gab es auch mehrfach einen Wechsel in der Zusammensetzung des Präsidiums. Die Arbeitsbelastungen waren unübersehbar und das Arbeitspensum des Präsidiums grenzte an Selbstausbeutung. Besonders die weiblichen Präsidiumsmitglieder (aber nicht nur sie) haben sich alternativen Gestaltungen der Kammerstruktur gegenüber offen gezeigt und das Präsidium hat im Oktober 2009 einen Organisationsentwicklungsprozess begonnen (unterstützt durch eine Moderatorin aus Hamburg) der zu zwei konkurrierenden Modellen führte:

  1. Verbesserung der Aufwandsentschädigung für die Präsidiumsmitglieder bei gleichzeitiger Reduzierung ihrer Anzahl und damit eine höhere Qualifizierung der Präsidiumsmitglieder bei gleichzeitiger Beibehaltung der Selbstständigkeit der Kammer.

  2. Fusion mit der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen.

Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die mehrmals tagten. Als DGVT-Vertreter war es für mich selbstverständlich, in der Arbeitsgruppe Fusion mitzuarbeiten, konnte ich so doch die DGVT-Position darstellen und eine Ausweitung auf die anderen Nordkammern zumindest in der Diskussion immer wieder einbringen.

Ich habe dann auf der nächsten Vollversammlung die Ergebnisse vorgetragen, wobei die Hauptgegenargumente: Einfluss und Nähe zur Bremer Gesundheitspolitik wird geringer, keine finanziellen Vorteile in Bezug auf die Mitgliedsbeiträge und schlechtere Erreichbarkeit, durch Berechnungen und Positionsbestimmungen verdeutlicht wurden. Selbstverständlich werden wir in die Fusionsverhandlungen unsere Position mit einbringen. Wir werden nicht den Fehler machen, uns vereinnahmen zu lassen, denn eine gewisse Eigenständigkeit in den Entscheidungen ist auch für Bremen von zentraler Bedeutung.

Die Frage nach der Ausweitung zu einer Nordkammer (analog zur ostdeutschen Psychotherapeutenkammer) werden wir zur Diskussion stellen. Da viele Mitglieder in Bremen auch gefühlsmäßig noch an der kleinen Kammer mit den persönlichen Bekanntschaften und der individuellen Betreuung hängen, wird die Vorstellung einer relativ großen, aber effektiven und finanziell annehmbaren Kammer viele Mitglieder in Bremen noch schrecken. Da macht es Sinn, bei der Klarstellung zu bleiben: Es werden Verhandlungen aufgenommen, ob und unter welchen Bedingungen eine Ausweitung der Fusion möglich ist. Dabei sollten wir darauf achten, dass von außen auf den Entscheidungsprozess der Bremer Kammer kein zu großer Druck ausgeübt wird. Die Aktivitäten in der Landesgruppe Bremen der DGVT sind überschaubar, könnten aber durch die Beteiligung an Verhandlungen mit den anderen norddeutschen Psychotherapeutenkammern belebt werden. Bei den künftigen Wahlen in Hamburg und in Schleswig-Holstein, von wo aus die Aktivitäten einer Nordkammer initiiert und besonders forciert wurden, wird die Fusion sicherlich eine besondere Rolle spielen.

Peter Hegeler


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