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AVM Deutschland feierte ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einem Jubiläumskongress in Bamberg


Rund 200 Teilnehmer feierten vom 16. bis 18. September in Bamberg „Zwanzigjähriges“ der AVM. In der Mehrzahl waren dies AusbildungsteilnehmerInnen der in den letzten Jahren rasch gewachsenen Ausbildungszweige Bamberg, Würzburg, Regensburg und München mit ihren DozentInnen, aber auch niedergelassene KollegInnen der Region und Gäste . Das Organisationsteam um Rainer Knappe wartete mit einem ambitionierten und gelungenen Kongressprogramm auf, unterstützt von engagierten und gutgelaunten Helfern. Der historische Saal der Aula der Universität Bamberg, ehemals Kirchenraum eines Dominikanerklosters mit Kreuzgang, boten zusammen mit dem herbstlich-sonnigen Bamberg einen einzigartigen Rahmen für die Eröffnung und die abendlichen Feiern dieses Jubiläums. Rainer Knappe als Vorsitzender der AVM führte mit, von ihm gewohnten fränkisch-humorvollen und geistreichen Einführungen und Überlegungen durch die Tagung.

Bei der Eröffnung würdigten sowohl Repräsentanten der Universität, der Kommunal- und der Landespolitik, wie auch Prof. Hans Reinecker, der eigentliche Gründer und österreichische "Vater" der AVM und „Inhaber“ des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie in Bamberg die Entwicklung und Arbeit der AVM. Heiner Vogel überbrachte die Grußworte der PTK Bayern, gleichzeitig auch die Grüße der DGVT und er nutzte gleich die Gelegenheit, mit Blick auf die geladenen Kommunal- und Landespolitiker, diesen und allen Teilnehmern den Änderungsbedarf zum Abbau der derzeit langen Wartezeiten in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung im geplanten Versorgungsstrukturgesetz nahe zu bringen.

Rainer Knappe betonte in seiner Begrüßung, dass die AVM, die sich in den letzten fünf Jahren zu einem stark expandierenden "Non-Profit Unternehmen" entwickelt habe. Ihre Grundwerte und Orientierungen des Anfangs, wie "Selbstmanagementansatz", "Ressourcenorientiertheit", "Systemperspektiven", "Gemeindepsychologische Orientierung" wolle sie auch in Zukunft erhalten und weiter entfalten. Dabei lege man großen Wert auch auf eine gute regionale psychosoziale Vernetzung.

 Geladen waren zur Eröffnung des Kongresse internationale Referenten von Rang, wie der Pionier der VT, Prof. Rachman vom Maudsley Hospital London, der den Kongress eröffnen sollte, dann aber leider wegen familiärer Erkrankung vertreten werden musste, und Prof. Mancini, Universität La Sapienza, Rom, der über seine Forschungsarbeiten zur Unterscheidung von deontologischer Schuld versus Abscheu bei Zwangsstörungen berichtete.

In drei Parallelveranstaltungen wurden im weiteren Kongressverlauf wissenschaftliche und psychotherapeutischen Fachvorträge und Workshops präsentiert. Die Themenbreite der Veranstaltungen umfasste dabei zusätzlich bzw. ergänzend zu Vorträgen und Symposien zum Kongressthema „Psychotherapie un(d) Sinn“ , kultursensitive Psychotherapie, integrative Traumatherapie wie auch Vorträge und Workshops zur Behandlung von Zwängen, zu solchen über Körperbild, Körpermodifikation, Neuropsychologie und anderen wissenschaftlichen Psychotherapieverfahren.

Das zentrale Thema des Kongresses "Psychotherapie un(d) Sinn", wurde ausführlich und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, referiert und diskutiert, wie z.B. bezogen auf die therapeutische Arbeit mit Fragen zum (Lebens)Sinn in der Psychotherapie (Pöhlmann, Joraschky). Die Frage "Psychotherapie quo vadis ?"(Butollo) führte zu kritischen Überlegungen zur Forschungsförderung die oft einseitig dem Mainstream folgende Fragestellungen, die zu schnellen Ergebnissen und Veröffentlichungen führen bevorzuge gegenüber den derzeit vernachlässigten aufwendigen Analysen von Langzeitinterventionen und Versorgungsproblematiken  In einer Podiumsdiskussion war Gelegenheit sich zur Geschichte und zum Stand der Umsetzung des Psychotherapeutengesetzes zu informieren und Fragen zu stellen. Thema dabei war auch die Situation der angestellten approbierten KollegInnen in Kliniken und die auch in Bayern fehlende Umsetzung des Psychotherapeutengesetzes in Kliniken.

Quasi hedonische Höhepunkte des Kongresses waren die sog. Experimente I – IV. Zur Entspannung und zum gegenseitigen Austausch wurde jeden Abend ein abwechslungsreiches Programm angeboten, um das 20-jährige Bestehen der AVM Deutschland in verschiedenen Veranstaltungen kulinarisch-fränkisch und mit Musik gebührend zu feiern. (Experiment I - Bigband der Universität, Experiment II = Kabarett und Jazz, gefolgt von Experiment III "Rhythm is it" - dahinter verbarg sich ein exklusives Abendessen auf der Burg mit einer exklusiven Band, die anschließend mit fetzigem Rock aufspielte). Den Abschluss bildete für die, die einen Tag anhängen konnten, Experiment IV "Was für eine Lust aus dem Vollen zu trinken" mit fränkischer Weinprobe zunächst in einem Weinort am Main und dann ab dem Abend in einem der weltweit größten Weinkeller in der Residenz in Würzburg).

Alles in Allem eine sehr gelungene Veranstaltung, bei der neben den vielen fachlichen Themenangeboten für den Kopf auch alle Sinne bzw. die Sinneslust in ihren optischen, akustischen, haptischen und gustatorischen Qualitäten angesprochen waren, mit viel Gelegenheit, sich zu Sinn und Unsinn in der Psychotherapie weiter auszutauschen. Eine gelungene und dem Anlass würdige engagierte Veranstaltung, die bei denen,die teilgenommen haben, sicher in guter Erinnerung bleiben wird.

Dr. Roland Straub
Leonhardstrasse 3
88212 Ravensburg
roland.straub@web.de


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