Delegiertenkonferenz der Psychotherapeutenkammer
Die Frühjahrs-Delegiertenkonferenz (DV) der hessischen Kammer diskutierte mehrere Fragen, die die PsychotherapeutInnenschaft auch in der nächsten Zeit intensiv beschäftigen werden.
Die Feststellung des finanziellen Jahresabschlusses 2011 wurde zum Thema genommen, grundsätzliche Fragen der Finanzsteuerung zu diskutieren. Gegenwärtig, auch für das Jahr 2012, hat die Kammer ihre Finanzen so gestaltet, dass ein Defizit aus den operativen Abläufen durch eine Entnahme aus den Rücklagen gedeckt wird. Diese Entwicklung war und ist gewollt und konnte auch mit Beitragssenkungen umgesetzt werden, da die Kammer über sehr hohe Rücklagen verfügte. Mittlerweile entsteht aber eine Situation, in der gegengesteuert werden muss. Für die Bündnisliste VT-AS, an der die DGVT beteiligt ist, war es im letzten Kammerwahlkampf ein wichtiger Punkt, dass auch Einsparungsmöglichkeiten diskutiert werden müssen. Dabei dürfen nach Ansicht der DGVT keine Themen ausgespart werden.
Mittlerweile hat der Kammervorstand sowohl die Geschäftsstelle wie auch den Finanzausschuss beauftragt, Modellrechnungen durchzuführen, aus denen hervorgeht, in welcher Größenordnung finanziell umgesteuert werden muss. Darüber hinaus beschloss die Delegiertenversammlung die Fortschreibung des Personalentwicklungsplans. VT-AS hatte diesen Antrag eingebracht, um die gegenwärtigen und möglichen künftigen Aufgabenverteilungen in der Geschäftsstelle transparent dargelegt zu bekommen. Auf dieser Grundlage hat es der Kammervorstand dann auch leichter, gestaltend einzuwirken.
Als Gast der DV war diesmal Prof. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, eingeladen worden. Mit ihm ergaben sich spannende Diskussionen – sowohl zum Thema Patientenrechtegesetz als auch zur Reform der Psychotherapeutenausbildung.
Beim Patientenrechtegesetz wurde intensiv über das vorgesehene (und mancher sagt: „jetzt schon durch Gerichtsurteile verbindliche“) Einsichtsrecht von PatientInnen in die Mitschriften der PsychotherapeutIn diskutiert. Während von verhaltenstherapeutischer Seite „Transparenz“ angemahnt wurde, wiesen die psychodynamisch ausgerichteten KollegInnen auf die hinsichtlich Beziehungswahrnehmung sehr persönlich gehaltenen Aufzeichnungen hin. Prof. Richter betonte, dass es sich um ein „Patientenrechtegesetz“ handele und nicht um ein „Therapeutenrechtegesetz“; eine angemessene Gestaltung der Dokumentation solle auch Thema der Fachverbände sein.
Nachdem sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr auf dem letzten Deutschen Psychotherapeutentag für eine Direktausbildung stark gemacht hatte (PsychotherapeutInnen-Ausbildung analog der MedizinerInnen-Ausbildung), griff nun auch Prof. Richter diesen Faden auf und forderte Modellstudiengänge, die direkt zur Approbation führen sollten. In der Diskussion der Delegiertenkonferenz wurde diese Kehrtwende der Bundeskammer mit ihrer zumindest teilweisen Abkehr von der bisherigen Institute-basierten Ausbildung hörbar kritisch kommentiert.
Die hessische DGVT-Landesgruppe hat mittlerweile einige Diskussionspapiere zu dem Thema „Direktausbildung“ zusammengestellt, die von interessieren KollegInnen angefordert werden können.
Dritter wichtiger Punkt der DV war die stärkere Einbeziehung der PiA in die Gestaltung der Kammerpolitik. Dabei wurde diesmal besonders das Institutesprechertreffen als wichtige Schnittstelle zwischen den PiA und der Kammer erörtert. Das Institutesprechertreffen soll formal aufgewertet werden und künftig AusbildungsteilnehmerInnen für die Vertretung der PiA in einem oder mehreren Kammergremien vorschlagen können. Wichtiger noch als das formale Ergebnis der Beratungen war dabei die atmosphärische Aufwertung der PiA. Diese Aufwertung war meines Erachtens wichtig, um die Schaffung eines PiA-Gremiums, eingebunden in das Netzwerk der anderen Kammergremien, weiter voranbringen zu können.
Karl-Wilhelm Höffler
Landessprecher Hessen