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Bericht der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern (Rosa Beilage zur VPP 2/2012)


Landesgruppentreffen und Sommerakademie

Das Wichtigste zuerst: Das diesjährige Treffen der DGVT-Landesgruppe findet am Donnerstag, 21. Juni, statt, und zwar im Anschluss an den Eröffnungsvortrag der Sommerakademie. Der Vortrag ist für DGVT-Mitglieder kostenfrei!

Beginn ist um 18 Uhr Christof T. Eschenröder (Bremen) spricht über „Energetische Psychotherapie, Blockierungen auflösen und Kraftquellen aktivieren“ (2 UE, Fortbildungspunkte sind beantragt). Die Sommerakademie findet in Warnemünde im Hotel Hübner statt. Ab ca. 20 Uhr tagt dann die Landesgruppe. Jürgen Friedrich wird als bisheriger Landessprecher einen kurzen Bericht erstatten. Dann findet die Landessprecher-Wahl statt. Jürgen Friedrich will wieder kandidieren, weitere Kandidaturen sind möglich. Im Anschluss besteht sicherlich die Möglichkeit zum geselligen Ausklang in sommerlicher Atmosphäre. Das Workshop-Angebot der Sommerakademie ist wieder sehr attraktiv, ein Kurs zur Selbstfürsorge als PsychotherapeutIn ist z. B. schon lange ausgebucht. In den anderen Kursen (Energetische PT; Umgang mit hochstrittigen Paaren; Burnout und andere Lebenskrisen) sind noch Buchungen möglich. Das Programm ist im Internet zu finden (www.afp-info.de).

Honorare …

Die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern hatte den hiesigen Niedergelassenen als bundesweit erste KV 2012 einen neuen Honorarverteilungsmaßstab beschert, über dessen Nachteile für Psychotherapeuten ich bereits im letzten Heft berichtete. Noch immer wissen die niedergelassenen PTs nicht, mit welchem Punktwert ihre nichtgenehmigungspflichtigen Leistungen von Januar bis März letztlich vergütet  werden. Und das wird Quartal für Quartal so weitergehen. Daran hatte auch alle Kritik seitens des Beratenden Fachausschusses nichts ändern können.

Andererseits erwies sich unser Widerstand gegen die Entscheidung des KV-Vorstandes, die Nachvergütungen für 2008 nicht allen Niedergelassenen zukommen zu lassen, sondern nur denen, die geklagt hatten, als nicht umsonst. (Wir hatten den KV-Vorstand sogar aufgefordert, dann künftig Rücklagen für solche Fälle zu bilden.)  Der bei der letzten Fachausschusssitzung verhinderte KV-Präsident Dr. Wolfgang Eckert bekam von unserem Rostocker DGVT-Mitglied Dr. Thomas Steinbüchel auf private Nachfrage hin eine ausführliche Stellungnahme zur Nachvergütungs-Frage zugeschickt. (Ihm sei hier noch einmal ausdrücklich für sein Engagement gedankt!). Dies alles bewegte Dr. Eckert wohl letztlich dazu, die fragliche Vorstandsentscheidung zu revidieren und allen niedergelassenen KollegInnen die jeweiligen Nachvergütungen für 2008 freiwillig auszuzahlen. Pro Praxis waren das zuweilen über 1000 Euro. Wenn man das mal kurz überschlägt, dürfte das den KollegInnen landesweit mindestens eine größere fünfstellige Geldsumme eingebracht haben. Berufspolitik kann sich für alle lohnen!

Was aber folgt daraus für die Frage: Widerspruch einlegen oder nicht? Auch die aktuellen Quartalsabrechnungen enthalten Vorbehalts-Klauseln. Wir haben nun gelernt, dass es keinesfalls ein sicheres Recht auf Nachvergütung im Falle positiver Entscheidungen, z. B. von Schiedsgerichten, gibt. Auch wenn der KV-Vorstand fairerweise diesmal aus freien Stücken rückvergütete ohne rechtlich dazu verpflichtet zu sein, heißt dies nicht, dass er in Zukunft wieder so entscheiden wird. (Man hatte wohl eingesehen, dass die damaligen Vorbehalts-Formulierungen in den Quartalsabrechnung ein wenig missverständlich bis irreführend waren). Deswegen bleibt leider nichts anderes übrig, als weiterhin bei jeder Quartalsabrechnung mit Vorbehalts-Klauseln schriftlich Widerspruch einzulegen. Eine quartalsaktuelle Formulierungshilfe können Berufsverbands-Mitglieder (DGVT-BV) bei der Geschäftsstelle erhalten. Aufgrund steuerrechtlicher Bestimmungen darf der DGVT-Fachverband seinen Mitgliedern solche Dienste nicht anbieten. Anderenfalls würde er seine Gemeinnützigkeit verlieren. Hierfür ist nun der Berufsverband zuständig und kann diesen wichtigen Service anbieten. Wer noch dieses Jahr zusätzlich zur DGVT-Mitgliedschaft dem BV beitritt, zahlt drei Jahre niedrigere Beiträge!

Krisenintervention

Ansonsten wirkte ich in einer Arbeitsgruppe „Krisenintervention“ des Beratenden Fachausschusses der KV-MV mit. Sie will Pilotprojekte (z. B. nach § 73c SGB V) vorbereiten, dass von Psychotherapeuten landesweit direkt mit Krankenkassen Verträge – vermittelt über die KV – abgeschlossen werden können. Hintergrund: Die Krisenintervention, die derzeit von Niedergelassenen angeboten wird (s. Formular „PTV 2“), verdient diesen Namen eigentlich nicht, denn sie setzt das volle Antragsverfahren voraus. Und das bedeutet ja im Regelfall: Nach Überweisung durch den Hausarzt (mehrere Wochen Wartezeit auf den dortigen Termin) Erstgespräch beim Psychotherapeuten (auch mehrere Wochen Wartezeit), dann Einleitung des Kurzzeittherapie-Antragsverfahrens (mehrere Wochen Warten auf Arzt-Konsil, dann auf Krankenkassen-Genehmigung), … Die Zeit mit probatorischen Sitzungen zu überbrücken, ist eigentlich sinnwidrig, denn die schon gestellte Indikation ist „Krisenintervention“ und nicht “Probesitzung“. Korrekt im Sinne des gegenwärtig gültigen Procedere wäre also, vor weiteren Sitzungen erst die Genehmigung der Kassen abzuwarten. Wer trotzdem schon weitermacht, nimmt zum eigenen wirtschaftlichen Nachteil in Kauf, dass die indikationsfreie Probatorik deutlich niedriger vergütet wird als die Krisenintervention, die man dann inhaltlich schon macht. So gesehen kann bislang die Not der Klienten höchstens auf Kosten gutwilliger Kassen-Psychotherapeuten gelindert werden.

Und oft genug kommt es verständlicherweise dazu nicht. Die über die Jahre rasant angestiegenen Antidepressiva-Verschreibungen von HausärztInnen sprechen Bände. Ob es letztlich möglich sein wird, mittels eines Selektivvertrages neue Entwicklungsmöglichkeiten für diese - für PatientInnen, BehandlerInnen und Kassen - unbefriedigende Situation zu schaffen, erscheint mir allerdings ungewiss.

Die Arbeitsgruppe will deswegen auch auf der Selbstverwaltungs-Bundesebene die Schaffung einer eigenen EBM-Ziffer “Krisenintervention“ anregen, die nach einem deutlich vereinfachten, kürzeren Bewilligungsverfahren abrechenbar sein sollte. Wenn aber nun bald die KBV mit einen Gesetzesentwurf zwecks Abtrennung der ambulanten Kassen-Psychotherapie aus dem Topf der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung große Politik machen will, dürfte sie für solche Kleinigkeiten wie eine bessere psychotherapeutische Krisenintervention keine Kapazitäten haben. Manchmal ist Berufspolitik eben auch sehr mühsam.

Info für Angestellte

Infolge meines Rundschreibens zur letztjährigen OPK-Wahl hat sich ein Mail-Kontakt zu Brigitte Terner, einem angestellten DGVT-Mitglied in Schwerin, entwickelt. Nach einiger geduldiger Netzwerkarbeit wurde dann mit der Hilfe unseres OPK-Vorstandsbeisitzers für Mecklenburg-Vorpommern, dem DGVT-Mitglied Johannes Weisang, die Idee einer regionalen Informationsveranstaltung für Angestellte von der OPK übernommen und realisiert. Sie fand in Schwerin statt und war mit 40 angestellten PsychotherapeutInnen sehr gut besucht.

Geldsegen für Uniklinik Greifswald

In den letzten Tagen konnte man in der Ostsee-Zeitung eine kurios anmutende Nachricht lesen. Unter dem Titel: „Helios-Gruppe beschenkt Greifswalder Uni“ erfuhr man, dass Helios den Vertrag von 1997 mit dem Greifswalder Universitätsklinikum über die Verlagerung von psychiatrisch-psychothera-peutischer Forschung und Lehre nach Stralsund versehentlich, aber rechtswirksam zum 20.4.2012 gekündigt hatte. Das Uniklinikum nahm, wohl freudig überrascht, an. Nervenkliniken gelten wegen der Tagespauschalen-Abrechnung als lukrativ. Helios versuchte den „Bürofehler“ Kündigung alsbald zurückzunehmen, die Chancen dafür gelten aber als äußerst schlecht. Das Uniklinikum dürfe sich nun auf ca. 12,8 Mio. € jährlichen Umsatzzuwachs freuen.

Rostocker Reihe

Ab dem Sommer wird die Landesgruppe hoffentlich die neuen Räumlichkeiten des DGVT-Ausbildungszentrums für Psychotherapie Rostock, Goethestr. 8, für weitere Veranstaltungen der “Rostocker Reihe“ nutzen können. Unsere regionale Fortbildungsreihe  war zwischenzeitlich ohne kostenfreie Räumlichkeiten im Winterschlaf. Nun suchen wir aber wieder KollegInnen, die über ein interessantes Thema referieren möchten. Den Auftakt bildet der Eröffnungsvortrag der Sommerakademie mit Christof T. Eschenröder.  Also dann bis zur Landesgruppen-Versammlung am 21. Juni!

Jürgen Friedrich
Landessprecher Mecklenburg-Vorpommern


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