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Bericht der Landesgruppe Bayern (Rosa Beilage zur VPP 2/2013)


Beratender Fachausschuss Psycho-therapie der KV Bayern (BFA PT)
Landeskonferenz der Richtlinien-Psychotherapieverbände (LAKO)

Der BFA PT traf sich in diesem Jahr bisher zweimal. In der Januar-Sitzung wurde u. a. nochmals über die umstrittenen Honorarergebnisse für PsychotherapeutInnen diskutiert. Anhand aktualisierten Zahlenmaterials wurden zwei wesentliche Ergebnisse festgehalten: Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten mehr als oft behauptet, nämlich im Durchschnitt ähnlich viele Stunden pro Woche wie die übrigen Fachärzte, und sie verdienen deutlich weniger als der Durchschnitt der übrigen KV-Mitglieder. Also nichts Neues.

Dargestellt wurden auch die aktuellen Sicherstellungsrichtlinien der KVB. Sie ist auch für PsychotherapeutInnen von Interesse, in deren Planungsgebiet Unterversorgung besteht, droht oder ein zusätzlicher lokaler Versorgungsbedarf festgestellt wurde. Gefördert werden u.a.: ein Investitionszuschuss bei Neuniederlassung, bei Gründung einer Filialpraxis, Zuschuss zur Beschäftigung eines angestellten PT (bis zu 4000 € monatlich über zwei Jahre) und Förderung bei einer Tätigkeit über das Abgabealter von 65 Jahren hinaus (bis zu 3000 € monatlich), bis ein Nachfolger gefunden ist.

Honorar und mehr

Die „Samstagsziffer“ GOP 01102 kann laut einem Urteil des Sozialgerichts Marburg auch von Psychotherapeuten abgerechnet werden.

Ziffer 23216 (Zuschlag für die psychotherapeutische Grundversorgung gem. Anlage 5a des BMV-Ä zu den GOP 23210 bis 23214): Diese Ziffer, in Höhe von 16,25 €, kann immer dann im Quartal abgerechnet werden, wenn ausschließlich Leistungen des Kapitels 23 geleistet wurden.

Neue Vertragspsychotherapeutensitze in Bayern wird es voraussichtlich in der Größenordnung von 300 geben. Ausschreibungen sind ab Herbst 2013 zu erwarten. Wir berichten.

Finanzielle Förderung für die Weiterbildung

Ab 1. Juli können nun – zumindest theoretisch - auch PT-Praxen gefördert werden, wenn Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) im Rahmen der Praktischen Tätigkeit angestellt sind. Voraussetzung ist, dass im Planungsgebiet der Versorgungsgrad unter 100 % liegt (was in Bayern derzeit wohl nirgends der Fall ist).

Entstigmatisierung von psychisch kranken Menschen

Unter diesem Motto wollen der BFA-PT und die LAKO die Gleichbehandlung und Gleichbewertung psychisch und körperlich Erkrankter als gesellschaftlich längst überfällige Richtungsänderung anschieben.

Das Grundproblem kristallisierte sich nach einer Diskussion in allen Fachausschüssen der KVB im Jahre 2011 heraus. Ziel dieser Diskussion war zunächst die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen den Fachgruppen. Dabei zeigte sich: Ärztinnen und Ärzte klären meistens vor einer psychischen Untersuchung erst alle anderen (somatischen) Ursachen ab. Eine (frühzeitige) Einbindung von Psychiatrie / Psychotherapie / Psychosomatik wird teilweise gezielt vermieden, um negative Folgen für ihre Patientinnen und Patienten zu vermeiden bzw. diese nicht zu erschrecken.

Auch wenig schwerwiegende psychische Diagnosen können tatsächlich weitreichende Folgen für die betroffenen Patientinnen und Patienten haben, z.B. in Bezug auf eine geringere Chance auf Verbeamtung oder Probleme beim Abschluss von Versicherungen (höhere Prämien, z.B. in der PKV und gegen Berufsunfähigkeit). Es handelt sich zwar um keinen rechtlich angreifbaren Missstand, aber es besteht eine hohe Unsicherheit, da es keine verbindliche und einheitliche Handhabung gibt.

Dies alles sind Kennzeichen der Stigmatisierung psychisch Erkrankter. Die Folge ist, dass die Unsicherheiten bezüglich der Konsequenzen einer Diagnosestellung psychischer Erkrankungen zu einer nachvollziehbaren, berechtigten Scheu führen, frühzeitig und gleichwertig auch psychische / psychiatrische / psychosomatische Ursachen abzuklären bzw. zu überweisen. Diese Unsicherheiten führen zu Diagnose- und Therapieeinschränkungen bei Haus- und Fachärzten.

Das Ziel ist die Entstigmatisierung psychischer Diagnosen, um so einen verlässlichen Entscheidungsrahmen für Sachbearbeiter, Ärzte und Juristen in Versicherungen und Gesundheitsdiensten bei der Einschätzung von F-Diagnosen zu geben. F-Diagnosen sind kein „Hochrisiko“ per se – bis auf wenige bei bestimmten Berufen (z.B. bei der Polizei).

Zunächst wurden einige Daten erhoben. Als politische Intervention sind die Sensibilisierung von Politikern, zuständigen Behörden und Ministerien für die Thematik geplant. Auch auf klare öffentliche Kommunikation von Entscheidungs- und Beurteilungsgrundlagen bei Verbeamtungen und Versicherungsanträgen soll hingewirkt werden. Langfristig ist eine Veränderung der Akzeptanz von Behandlungserfolgen einer Psychotherapie/psychiatrischen Behandlung  und deren entsprechenden positiven Konsequenzen das Ziel.

Die bisherigen Rechercheergebnisse ergaben zum Thema „Verbeamtung“:

  • Keine einheitliche Grundlage für die Beurteilung psychischer Erkrankungen.
  • Begonnene oder abgeschlossene Psychotherapie wird grundsätzlich positiv bewertet.
  • Aber: Einschätzungen sind sehr stark von zuständigen Amtsärztinnen und Amtsärzten abhängig.
  • Bei Versicherungen:
  • Es gibt keine detaillierten Informationen über Risikoeinschätzung mit Verweis auf die kaufmännische Autonomie der Versicherungsunternehmen und das Wettbewerbsrecht (keine Preisabsprachen, daher individuelle Regelungen je Versicherungsunternehmen notwendig).
  • Belege machen deutlich: Eine F-Diagnose allein genügt einigen Unternehmen als Begründung für eine Ablehnung.

Für das nächste halbe Jahr ist geplant, mit der Politik erneut Kontakt aufzunehmen und Forderungen zu stellen:

  • Bundesgesundheitsminister
  • Bundesarbeitsministerin
  • Bayerisches Gesundheitsministerium
  • Verband der Privaten Versicherungsunternehmen
  • Familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion

Es wäre auch wichtig zu erfahren, ob in anderen Bundesländern ähnliche Initiativen laufen, um Erfahrungen auszutauschen und Kooperationen zu bilden.

Willi Strobl
Landessprecher Bayern

10 Jahre Psychotherapeutenkammer

Feier mit Festvortrag

Am 26. April fand im Zusammenhang mit dem Landespsychotherapeutentag die 10-Jahres-Feier der Kammer (PTK) statt. Ca. 300 Gäste kamen in den Münchener Gasteig, ein beliebtes Bürger- und Kulturzentrum. Zu den ca. 80 Ehrengästen zählten Vertreter von Ministerien, Krankenkassen, anderen Bayerischen Heilberufekammern und den anderen Psychotherapeutenkammern. In den Grußworten wurde zunächst an die zurückliegenden Jahre des Aufbaus erinnert, und es wurde die inzwischen erreichte gute Positionierung der PTK in der bayerischen Gesundheitsversorgung gewürdigt. Eine recht anschauliche Jubiläumsschrift, die jede/r TeilnehmerIn mit nach Hause nehmen konnte, illustrierte kursorisch, teils im Telegrammstil, die vielen kleinen und großen Schritte beim Aufbau der Kammer, ihrer weiteren Ausgestaltung sowie die zahlreichen Initiativen, mit denen die PTK sich in der aktuellen politischen Szenerie eingebracht hat.

Den Festvortrag hielt Professor Dirk Revenstorf aus Tübingen, ein beeindruckender Ansatz, zwischen Liebe und Hypnose, Narzissmus und Psychotherapie Verknüpfungen herzustellen. Ein schöner Vortrag, der mit seinen vielen assoziativen Ausblicken einen gelungen Anknüpfungspunkt für viele nette Gespräche beim anschließenden Sektempfang der Kammer bot.

Landespsychotherapeutentag im Münchener Gasteig

Am Folgetag, dem 27. April, fand dann der 5. bayerische Landespsychotherapeutentag unter dem Motto „Narzissmus – zwischen Psychopathologie und gesamtgesellschaftlichem Phänomen“ statt. Nach Begrüßung von Bruno Waldvogel und Einführung durch Präsident Niki Melcop hielt Wolfgang Schmidtbauer, Münchener Psychotherapeut und Zeit-Kolumnist, den interessanten ersten Hauptvortrag über die Geschichte des Narzissmuskonzeptes. Weitere Vorträge über das Narzissmusskonzept in der Gesellschaft (Prof. Armin Nassehi, LMU, München) sowie Behandlungsansätze aus verhaltenstherapeutischer und tiefenpsychologischer Sichtweise folgten und rundeten das Thema harmonisch ab. Viele der 600 Teilnehmer/innen äußerten sich außerordentlich zufrieden mit den Veranstaltungsräumlichkeiten, aber auch mit der Tagungsorganisation und den Referenten. 

Heiner Vogel


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