Landesgruppentreffen
Die DGVT-Landesgruppe Rheinland-Pfalz traf sich zum ersten Mal in diesem Jahr in Mainz. Zu dem Treffen am 22. Januar waren auch die Mitglieder der TIMO-Liste eingeladen. (TIMO ist die gemeinsame Liste von dgvt, GWG und VPP, die 2012 für die Vertreterversammlung der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz angetreten war.).
Bei erfreulich großer Teilnehmerzahl ergaben sich lebhafte und interessante Diskussionen zu folgenden Themen:
Kontroverse mit der Kassenärztlichen Vereinigung
Ein wichtiges Thema in den letzten Wochen war der Brief der KV Rheinland-Pfalz an die niedergelassenen Psychotherapeuten zum Thema Kostenerstattung. Die KV hatte in einem Brief vom 18.2.13 behauptet, niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychiatern würden möglicherweise die Kosten, die durch die Kostenerstattung entstehen, vom Honorar abgezogen. Darüber hinaus forderte die KV die Therapeuten auf, an Anfragende eine genaue Auskunft über Wartezeiten zu geben und auf jeden Fall eine (!) probatorische Sitzung anzubieten, auch wenn man keinen Therapieplatz frei habe.
Dieser KV-Brief hatte zu großem Ärger geführt. Es gab eine Reihe von offiziellen Stellungnahmen dazu, so z.B. vom Vorstand des DGVT-Berufsverbands und von der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz. Sabine Maur hatte als niedergelassene Psychotherapeutin und als stellvertretende Landessprecherin der DGVT ebenfalls schriftlich interveniert; dies zunächst auf das Schreiben vom 18.2. hin, dann zusätzlich zu einem Interview der KV-Vorsitzenden Dr. Sigrid Ultes-Kaiser in der Allgemeinen Zeitung/Rhein-Main-Presse, in dem diese behauptet hatte, Kostenerstattungs-Kollegen seien möglicherweise nicht qualifiziert genug und Psychotherapeuten würden zu wenig arbeiten.
Es gab Berichterstattungen in mehreren Zeitungen und in einem Fernsehbeitrag des SWR, am 30.4. auch in Report Mainz (ARD). Die Kammer hat der KV angeboten, in einem gemeinsamen Gespräch die Dinge zu klären; Weiteres bleibt abzuwarten. Die rheinland-pfälzischen Mitglieder der DGVT halten wir per Mail auf dem Laufenden.
Vertreterversammlung
Bericht von der Vertreterversammlung: Am 13.4. fand die wohl kürzeste VV seit Kammergründung statt (Ende 13.30 Uhr). Auf der Tagesordnung stand neben den Berichten des Vorstands, der Ausschüsse und des Wirtschaftsprüfers vor allem die Vorstellung der neuen Geschäftsführerin, Fr. Regelin, die im Sommer ihre Tätigkeit bei der LPK aufnehmen wird. Ein Antrag der Transparenzliste auf spiegelbildliche Besetzung von Ausschüssen und Kommissionen, was die Bildung von Fraktionen einschließt, wurde auf Antrag des Vorstands vertagt, da sich daraus einige komplexe und rechtlich nicht einfach zu beantwortende Fragen ergeben. Daneben sind finanzielle Fragen zu bedenken. Es wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet mit jeweils einem Listenvertreter, um diese Fragen in Ruhe bis zur nächsten VV zu beraten. Zum Schluss wurde einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die Einführung einer Direktausbildung gefordert wurde.
Veranstaltung zur Zukunft der Ausbildung
Unter Federführung von Andrea Benecke wurde dieses Symposium am 15.3.2013 in Mainz organisiert, um den Stand der Diskussion darzustellen, nachdem auf dem vorletzten Deutschen Psychotherapeutentag und im Länderrat der BPtK Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ihre Überlegungen dargestellt hatten. Regierungsdirektorin Andrea Becker vom BMG berichtete, dass vor allem ordnungspolitische Gründe Ausgangspunkt der Diskussion seien. Daneben habe man festgestellt, dass die Psychotherapeuten 14 Jahre nach Einführung des PsychThG sehr gut im Gesundheitssystem und in der Versorgung kranker Menschen angekommen seien, so dass die damals beschlossenen Befugnisbeschränkungen eher anachronistisch wirkten und abgeschafft werden sollten. Daneben seien die Ausbildungsbedingungen problematisch, insbesondere die Bedingungen der Praktischen Tätigkeit und die strittigen Zugangskriterien nach der Bologna-Reform seien zurzeit nur schwer zu lösen. Dies könne alles in einer grundlegenden Reform geändert werden. Sie wies darauf hin, dass das Ministerium "kleine" Änderungen, z. B. in Bezug auf die Zugangsbedingungen, nicht in den Bundestag einbringen werde. Wenn ein Gesetzesänderungsverfahren angestoßen werden solle, dann sollten damit auch alle Probleme gelöst werden.
Tom Rutert-Klein, zuständiger Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Sozial- und Gesundheitsministerium betonte, dass vor allem die Zugangskriterien in RLP für große Probleme sorgten und sich hier keine einfache Lösung abzeichne. Das Ministerium habe die qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung der Rheinland-Pfälzer zu gewährleisten und fordert dafür eine hohe Qualifikation der PPs und KJPs. Gerade bei den KJPs, die in einem hoch komplexen Umfeld tätig seien, sei aber der Zugang umstritten. Hier biete die Direktausbildung eine radikale, aber klare Lösung. Ungeklärt aber sei die Finanzierung einer solchen Veränderung der Ausbildung, welche die Länder mehr koste als die momentane Regelung. Hans Seus vom Bildungsministerium stimmte dem zu und erläuterte, dass im Moment nicht damit zu rechnen sei, dass zusätzliches Geld, z. B. für die Einstellung von zusätzlichem Lehrpersonal, zur Verfügung gestellt würde.
Prof. Thomas Fydrich stellte das Ausbildungsmodell der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vor, insbesondere vor dem Hintergrund der Kompetenzen, die ein zukünftiger Psychotherapeut haben sollte. Eine Verortung an Psychologischen Instituten mit Forschungs- und Lehrambulanzen sei relativ problemlos möglich. Es sei dabei aber darauf zu achten, dass alle Verfahren dort in ihren Grundzügen zu lehren seien und auch wichtige Elemente aus der Pädagogik einfließen müssten. Hier gebe es schon einen gemeinsamen Vorschlag der Vertreter der Psychologie und Pädagogik.
Prof. Manfred E. Beutel (Universität Mainz) stellte ein vom Inhalt her sehr ähnliches Modell vor, das an Medizinischen Fakultäten verortet sein soll. Er betonte, dass in den letzten Jahren dort eine hohe Kompetenz an patientenorientierter Lehre erworben worden sei, die gut genutzt werden könne und müsse. Auch habe man Zugang zum stationären Setting, was ebenfalls große Vorteile mit sich bringe. Gleichwohl seien sehr viele Elemente des normalen Medizinstudiums völlig irrelevant für zukünftige Psychotherapeuten.
Prof. Ulrich A. Müller vom Winnicott-Institut Hannover - das Winnicott Institut ist ein psychoanalytisches Ausbildungsinstitut für psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen - betonte, dass er für eine Beibehaltung zweier Berufe eintrete. Die beiden Vorredner hatten eine grundständige gemeinsame Ausbildung zum Psychotherapeuten vertreten, die sich dann erst in einer Weiterbildungsphase in Schwerpunkten und Verfahren spezifiziert. Müller dagegen plädiert für eine spezifische Ausbildung für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten an den Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaft. Dabei sollten die (Sozial-)Pädagogen einen Bachelorabschluss machen und danach in die Ausbildung eintreten, wobei parallel ein Masterabschluss gemacht werden solle. Kritisch wurde hier insbesondere gesehen, dass der Bachelor-Abschluss zum Zugang berechtige.
Nach weiteren 90 Minuten intensiver Diskussion wurde die Veranstaltung beendet. Zurück blieben neben vielen noch ungeklärten Fragen eine positive Grundstimmung bezüglich einer grundlegenden Reform. Es wurde gebeten, weitere Veranstaltungen zu organisieren, um den deutlich erkennbaren weiteren Austauschbedarf zu befriedigen.
Termin
Das nächste Landesgruppentreffen findet am Mittwoch, 19.6.13, statt. Rechtzeitige Einladungen mit weiteren Details werden per E-Mail verschickt. Inhalte sind u.a. Praxiswertermittlung, Patientenrechtegesetz und neue Entwicklungen zur Ausbildungsreform. Da diese Inhalte teilweise auch die Kolleginnen betreffen, die noch in der PT-Ausbildung sind, sollen auch die PIA-Vertreterinnen eingeladen werden.
Andrea Benecke, Sabine Maur
Landessprecherinnen Rheinland-Pfalz