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Berliner überregionales Symposium des Dachverbandes Deutschsprachiger Psychosenpsychotherapie e.V. (DDPP)


Der DDPP setzt sich ein für die Qualität und das Selbstverständnis von Psychosenpsychotherapie. Er fördert die Ausbildung, den Dialog und den wissenschaftlichen Austausch zwischen TherapeutInnen. Unter dieser Prämisse fand am 10. und 11. Oktober 2015 an der Charité in Berlin das diesjährige Symposium zum Thema „Psychotherapie in Gruppen für Menschen mit Psychosen“ statt.

In vier Vorträgen berichteten Thomas Bock (Universitätsklink Hamburg-Eppendorf) Volker Roder (Universitätsklinik Bern), Oliver Moehrke (Asklepios Klinikum Tiefenbrunn) und Hanna Reinhardt-Bork (Berliner Institut für Gruppenanalyse) über unterschiedliche Interventionen, Ergebnisse und Erfahrungen aus ihrer Arbeit in Therapiegruppen mit PsychosepatientInnen. Dabei wurde das gesamte Spektrum von verhaltenstherapeutischen-, tiefenpsychologisch orientierten- bis hin zu psychoanalytischen Verfahren abgedeckt. Trotz aller Unterschiede zwischen den Verfahren kamen letztlich alle ReferentInnen darauf zu sprechen, welche Herausforderung es für Institutionen und TherapeutInnen darstellt, entsprechende Therapiegruppen zu implementieren und zu leiten. Ganz besonders beim Übergang ins bzw. im ambulanten Setting. Zugleich wurde aber betont, dass der Einsatz für gute Rahmenbedingungen bei der Gruppentherapie wichtig und lohnend erscheine. Denn Psychotherapie in Gruppen birgt, neben der Möglichkeit zur recht ökonomischen Versorgung vieler PatientInnen, Chancen, die qualitativ über die der Einzeltherapie hinausgehen. Der therapeutisch geleitete Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen kann entlastend wirken und den Zugang zur eigenen Person sowie zu den eigenen Problemen erleichtern. So können sich PatientInnen gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und neue Beziehungserfahrungen sammeln. Gruppentherapie kann sich entstigmatisierend und sinnstiftend auswirken und stellt damit eine wichtige Ergänzung des Therapieangebotes für PsychosepatientInnen dar.

Neben den Vorträgen war die Arbeit in Fallseminaren ein zentraler Bestandteil der Tagung. In Kleingruppen, die von jeweils zwei Dozenten geleitet wurden, konnten die Teilnehmer eigene Behandlungsfälle einbringen und diskutieren.

Gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Richtlinienänderung zur Psychotherapie von PatientInnen mit Psychosen, sind die Arbeit und die Zielsetzung des DDPP und auch das Thema „Psychotherapie in Gruppen“ wichtig, um eine gute und vielfältige Versorgung der PatientInnen zu erreichen. Dorothea von Haebler wies als Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass der Fortbildungsausschuss des DDPP derzeit ein Curriculum erarbeite, um die Inhalte und die Qualität der Aus- und Weiterbildung hinsichtlich der psychotherapeutischen Behandlung von Menschen mit Psychosen zu regeln und zu verbessern. Ferner werde Ende 2015 ein Booklet veröffentlicht, in dem die derzeit deutschlandweit verfügbaren Fortbildungsangebote zum Thema Psychosenpsychotherapie vorgestellt werden.

Das spannende Tagungswochenende in Berlin war vom Dialog zwischen den verschiedenen Therapieschulen geprägt. Abschließend möchte ich noch auf den DDPP-Kongress zum Thema „Psychotherapeutische Haltung in der Psychosentherapie“ verweisen, der vom 29. April bis 01.Mai  2016 stattfindet.

Dr. Michael Ziegler, Psychologischer Psychotherapeut, Marburg

Quelle: Rosa Beilage zur VPP 4/2015


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