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Leitlinien – aktuelle Entwicklungen


Seit der letzten Rosa Beilage hat sich in fünf Leitliniengruppen Bewegung ergeben.

1. Leitlinie „PTSD bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“. In dieser Leitlinie arbeitet die Steuergruppe intensiv weiter. Ziel ist, dass die Leitlinie Anfang nächsten Jahres konsentiert sein soll und veröffentlicht werden kann.

2. Die Konsentierungsgruppe der Leitlinie „ADHS“ trifft sich Anfang Mai, um die restlichen Empfehlungen zu konsentieren, so dass anschließend der Hintergrundtext geschrieben und den Verbänden zur Kommentierung vorgelegt werden kann. Ich denke, dass auch dieses Treffen, ähnlich wie bei der letzten Sitzung, wieder heftige Diskussionen  hervorrufen wird, da auch bei den jetzt anstehenden Konsenspunkten wieder mehr Ideologien und Richtungskämpfe aufflammen werden und versucht werden könnte, die Evidenzbasierung gegenüber den Glaubenssätzen nach hinten zu drängen.

Dennoch kann die Leitlinie wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des Jahres veröffentlicht werden.

3. Die Steuergruppe der Leitlinie „Behandlung der Autismusspektrumsstörung“ (ASS) hat die Inhalte des Themenbereichs in Untergruppen aufgeteilt und die Mit-glieder halten zurzeit regelmäßig Telefonkonferenzen ab. Dies schränkt die Diskussionsmöglichkeiten zwar etwas ein, der Hintergrund für diese Arbeitsweise ist aber, dass man Reisezeiten vermeidet und sich dadurch häufiger zusammentelefonieren kann, um „kleinere“ Teile zu besprechen. In der Gruppe stimmt man überein, bis Anfang nächsten Jahres auch mit dem zweiten Teil der Leitlinie soweit fortgeschritten zu sein, dass das Konsentierungstreffen stattfinden kann.

Dann würde die Leitlinie im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Diese Zeit war letztendlich erforderlich, da es in Deutschland bisher für dieses Störungsbild keine Leitlinie gab, also sie komplett neu erarbeitet  und nicht wie bei anderen Leitlinien „nur“ aktualisiert werden musste.

4. Die Leitlinie Schizophrenie scheint sich weiter zu entwickeln, denn die Steuergruppe hat die Fragen für die Literatursuche zum letzten Kapitel der Leitlinie an die Verbände übermittelt. „Scheint“ heißt für mich, dass die Steuergruppe und die in sonst keiner Leitlinienkommission existierende zusätzliche „Expertenkommission“ alleine die Literaturauswahl und damit die Inhalte bestimmen. Wie bereits in einem früheren Bericht erwähnt, wurde in dieser Kommission durch eine zusätzliche Gruppe, die außerhalb des AWMF-Systems eingerichtet wurde, eine spezifische Sichtweise, nämlich die biologistische Sicht, herausgehoben. Dies erscheint aus meiner Sicht eher Lobbyismus als eine evidenzbasierte Vorgehensweise abzubilden. Damit entfernt sich diese Leitlinie weg vom Anspruch der AWMF und ich bin gespannt, ob sie am Ende konsentiert wird und in der Praxis Bedeutung erlangen kann.

Rudi Merod


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