1. Jahresprogramm im 17. Jahr des Bereiches Fort- und Weiterbildung der DGVT
Themenseminare:
2019 waren insgesamt 37 Themenseminare auf der FW-Homepage ausgeschrieben (vgl. Jahr 2018: 27 Themenseminare). Drei Themenseminare wurden aufgrund mangelnder Anmeldungen abgesagt. Insgesamt haben 631 Personen an den Themenseminaren teilgenommen, davon 346 Mitglieder und 285 Nicht-Mitglieder. Im Vergleich zu 2018 ist die Teilnehmer*innenzahl der Themenseminare um 62 Prozent stark angestiegen (vgl. Jahr 2018 392; Jahr 2017: 385; Jahr 2016: 210).
Seminarreihen:
Auch 2019 konnten viele, bereits etablierte, Angebote aus der Rubrik „Seminarreihen“ starten. Besonders gefragt waren dabei „Traumatherapie (DGVT)“ in München, „Zusatzqualifikation in EMDR zur Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen bei Erwachsenen“ in Münster, „Verhaltenstherapie in Gruppen“ in Konstanz, „Emotionsfokussierte Therapie“ in Berlin und „Psychotraumatologie im Kindes- und Jugendalter“ in Münster. Ebenso konnten die bereits seit langem bei der DGVT angebotenen Seminarreihen wie „Paartherapie“ Einführung/Aufbau in Berlin und „Spieltherapeutische Interventionen“ in Reutlingen wie geplant stattfinden. Zum ersten Mal konnte die Seminarreihe „KIKOS – Klopfen mit Kindern und Co – wie man Kind, Eltern und Lehrer*innen unter einen Hut bekommt“ erfolgreich in Berlin starten. Zwei Seminarreihen mussten aufgrund mangelnder Nachfrage abgesagt werden: „Weiterbildung in Lauftherapie zum/zur Lauftherapeut*in (DGVT)“ und „Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) der Borderline Störung“. Zuerst genannte Seminarreihe wird künftig nicht mehr angeboten.
Interaktive Fortbildung:
Im Rahmen der Interaktiven Fortbildung wurden auf der FW-Homepage insgesamt drei Fachartikel online gestellt: „Psychotherapie mit hochbegabten Erwachsenen“; „Geistige Entwicklung des Menschen im Lichte der kritisch-philosophischen Auseinandersetzung mit den Fragen der Religion, Spiritualität und Psychotherapie“; sowie „Cognitive Processing Therapy zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung“. Insgesamt haben 325 Personen die Lernerfolgskontrolle (Multiple-Choice-Fragen) zum Erhalt von Fortbildungspunkten durchgeführt.
2. Tagungen der DGVT Fort- und Weiterbildung
Vom 14. – 15. September 2019 fand die 7. Tagung Psychotherapie-State-of-the-Art zum Thema „Körper – Seele – Mensch“ in Münster statt. Ziel der Tagung war es, einen Überblick über die neuesten Entwicklungen bezüglich der Diagnose und Therapiemöglichkeiten verschiedener Beschwerdebilder aus dem Bereich der psychosomatischen Krankheiten zu verschaffen und damit einen Beitrag zur Förderung eines integrativen Krankheitsmodells, das die Trennung von Psyche und Körper überwindet, zu leisten.
Das Interesse an dem diesjährigen Tagungsthema war groß, sodass sich 85 Teilnehmer*innen im Stadthotel Münster zusammenfanden, um am Eröffnungsvortrag und an einem von vier angebotenen Workshops teilzunehmen. Am Abend bot sich zudem die Möglichkeit des kollegialen Austausches bei einem gemeinsamen Abendessen. In seinem Eröffnungsvortrag „Somatische Symptome in der Psychotherapie – Mechanismen und Interventionsmöglichkeiten“ referierte Michael Witthöft, Professor für Klinische Psychologie, Psychotherapie und experimentelle Psychopathologie an der Universität Mainz, die aktuellen Erkenntnisse zu Erscheinungsformen, Erklärungsmodellen und Mechanismen körperlichen Beschwerdeerlebens bei psychischen Störungen. Ausgehend von einer transdiagnostischen Sichtweise und der Kontinuumsperspektive psychischer Störungen stellte er die Bedeutung aktiver Informationsverarbeitungsmechanismen bei der Entwicklung chronischer Körperbeschwerden heraus. Multiple unerklärte körperliche Beschwerden seien in der Allgemeinbevölkerung und in der Primärversorgung ein häufiges Phänomen. Zugleich würden die Effektstärken der Kognitiven Verhaltenstherapie bei somatoformen Störungen im Vergleich zur Kognitiven Verhaltenstherapie bei vielen anderen psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen geringer ausfallen.
Professor Witthöft vermittelte ein perzeptuelles Modell des körperlichen Beschwerdeerlebens, das die aktive Wahrnehmung vor dem Hintergrund des Predictive-Codings-Prinzips und der Bayesian-Brain-Hypothese betont. Er stellte basierend auf diesem Modell verschiedene Interventionsmöglichkeiten vor, wie z. B. die Schwächung von Symptomerwartungen durch Psychoedukation oder die Förderung einer präziseren somatosensorischen Verarbeitung durch Verhaltensexperimente und interozeptive Exposition.
Nach dem Eröffnungsvortrag wurde die Verbindung von Psyche und Körper zudem in den vier zweitägigen Workshops aufgegriffen. Jule Frettlöh aus Bochum vermittelte in ihrem Workshop Möglichkeiten der Diagnostik und psychotherapeutischen Intervention in der Behandlung des komplexen und multidimensionalen Phänomens der chronischen Schmerzstörung. Kristin Heinecke aus Lübeck stellte aktuelle Konzepte in der Therapie von Essstörungen vor. Unter Einbezug individueller Fallbeispiele und der Durchführung von Rollenspielen und Verhaltensexperimenten wurden achtsamkeitsbasierte Interventionsformen, Strategien der Emotionsregulation und Möglichkeiten zum Umgang mit der Überbewertung von Figur und Gewicht sowie deren Auswirkungen auf den Selbstwert vermittelt. Urs Münch, Psychoonkologe aus Berlin, bot einen Workshop zur psychologisch-psychotherapeutischen Perspektive bei schweren körperlichen Erkrankungen an. Neben der Vermittlung von Informationen zu Behandlungsstrukturen und medizinischem Basiswissen stand insbesondere die eigene Haltung als Psychotherapeut*in bezüglich existenzieller Themen im Fokus. Zudem wurden hilfreiche Konzepte wie Würde, Lebenssinn und -qualität sowie Spiritualität thematisiert. Im vierten Workshop „Bewusstes Atmen verbindet Körper und Seele“ vermittelte der Meditationsforscher Ulrich Ott Techniken des bewussten Atmens, um das Bewusstsein in der Gegenwart zu verankern und die Aufmerksamkeit in den Körper zu lenken. Das bewusste Atmen kann als Ressource zur Förderung der Psychohygiene zwischen den Therapiesitzungen genutzt werden.
Als Fazit der „State-of-the-Art“-Tagung lässt sich feststellen, dass es auch in diesem Jahr gelungen ist, einen vielschichtigen Überblick über innovative und evidenzbasierte psychotherapeutische Strategien bezüglich eines Themenbereichs zu bieten. Neben dem Vortragen und den Workshops bot insbesondere der kollegiale Austausch die Möglichkeit, das eigene Fachwissen auf den neuesten Stand zu bringen und neue Perspektiven kennenzulernen. Sowohl die Teilnehmer*innen als auch die Referent*innen haben die Tagung als sehr gelungen bewertet.
Die 18. DGVT-Praxistage der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie standen 2019 unter dem Motto „Von Macht und Ohnmacht – Gewalt als Thema in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ und fanden vom 09. – 10. November 2019 mit 124 Teilnehmer*innen in Konstanz statt. Bereits im Eröffnungsvortrag mit Dr. Maggie Schauer, deren wissenschaftliche und therapeutische Arbeit am Kompetenzzentrum Psychotraumatologie an der Universität Konstanz sich intensiv mit Traumafolgestörungen auseinandersetzt, wurde deutlich, welchen Einfluss multiple biographische und lebensweltliche Risikofaktoren auf die Entwicklung eines Kindes bzw. Heranwachsenden sowie die psychische Gesundheit haben. Daraus resultierend entwarf Frau Schauer Möglichkeiten der Etablierung evidenzbasierter Methoden zum Schutz von Säuglingen und Kleinkindern vor Missbrauch, Misshandlung und den psychischen Folgen dieser Gewalterfahrungen.
Macht und Ohnmacht als gegenüberliegende Seiten einer Medaille stellen uns in der Therapie vor viele Fragen: Was sind legitime Formen der Einflussnahme und wo beginnt Gewalt – ganz gleich in welchem Setting? Wann wird die Unterlassung zur gewaltsamen Handlung? Welche offen oder versteckt angenehmen sowie furchtbaren Auswirkungen hat Gewalt auf Beziehung und Entwicklung? Wie gut kennen gerade wir Psychotherapeut*innen unser Machtmotiv und sind uns der Gefahren und Facetten des Machtmissbrauchs in der Psychotherapie bewusst? Last, but not least: Auch Therapeut*innen können Opfer (medialer) Gewalt werden. Wie gut sind wir darauf vorbereitet und welche Reaktionsmöglichkeiten haben wir? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich Referent*innen und Teilnehmer*innen in Kurz- und Langworkshops an zwei Tagen. Zwischen aktuellen Forschungsergebnissen, Interventionsansätzen und dem Austausch von Praktiker*innen zu Praktiker*innen wurden Erfahrungen, Fragen und aktuelle Entwicklungen diskutiert.
Des Weiteren konnten die Teilnehmer*innen im Fachgruppentreffen mit Günter Ruggaber in den intensiven Austausch über die Neuerungen im Zuge der Reform des Psychotherapeutengesetzes kommen und Fragen – auch rund um den Werdegang des Berufes der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen – loswerden. Die Tagung wurde im Gesamtergebnis von den Teilnehmer*innen mit einem „Gut“ bewertet.
Tagungen der DGVT Fort- und Weiterbildung 2020:
26. – 27. März 2020
| 22. DGVT-Workshoptagung zum Thema „Change it – |
18. – 20. Juni 2020
| 9. Sommerakademie der DGVT Fort- und Weiterbildung mit |
12. – 13. September 2020: | 8. Tagung Psychotherapie-State-of-the-Art der DGVT Fort- |
07. – 08. November 2020: | 19. DGVT-Praxistage der Kinder- und Jugendlichen-psychotherapie in Magdeburg mit dem Titel „Von A wie Angst |
3. Sitzungen und Gremientreffen
2019 wurde Tobias Büttner als siebtes AWK-Kommissionsmitglied gewählt. Daniel Surall wurde wiedergewählt.
Die Kommission traf sich 2019 drei Mal: Im Mai in Herne; im Juli im Rahmen des WCBCT-Kongresses in Berlin; und im November vor dem Intergremientreffen in Berlin. Themen der Sitzungen waren – neben der intensiven Planung des Jahresprogrammes und der Tagungen – die Neukonzeption der Homepage, Preispolitik und Organisatorisches.
Die Aus- und Weiterbildungskommission: Tobias Büttner, Nina T. Engstermann, Eva-Maria Greiner, Anke Heier, Gerhard Per, Kristin Pfeifer, Daniel Surall