Vortrag IV: Traumafolgestörungen im Kontext von Naturkatastrophen und Flucht durch ökologische Krisen
Vor ca. 90 Teilnehmenden verdeutlichte Herr Nikendei anschaulich, welche Auswirkungen Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen bereits heute schon auf die psychische Gesundheit haben und wie sich diese Belastungen im Laufe der nächsten Jahre im Zuge des Fortschreitens der Klimakatastrophe absehbar noch weiter verschärfen werden. Einen besonderen Fokus legte er dabei darauf, zunehmende Hitze, Wasserknappheit, Nahrungsmangel und Kämpfe um Ressourcen als eine zentrale Ursache für Flucht und Migration, insbesondere für Menschen im globalen Süden, zu verstehen. Er unterstrich, dass bis zum Jahre 2050 etwa 250 Millionen zusätzliche „Klimageflüchtete“ ihre Heimat verlassen werden müssen und deren Flucht häufig mit prä-, peri- und postmigratorischen Traumafolgestörungen und Stresssymptome einhergehen werde. Daran anknüpfend zeigte Herr Nikendei mögliche therapeutische Strategien und notwendige strukturelle Erfordernisse auf, um heute und auch zukünftig eine gute Versorgung der Betroffenen zu ermöglichen. Er betonte jedoch klar, dass weiterhin an erster Stelle die Umsetzung von Mitigationsbemühungen sowie die Einleitung und Fortführung von Transformationsprozessen stehen müssen, um die bereits gegebenen und zu erwartenden Folgen der Klimakatastrophe begrenzen zu können und somit die gesellschaftliche Funktionsfähigkeit unserer Zivilisation zu erhalten.
Zeitschriften und Buchbeiträge des Referenten:
Literaturempfehlung des Referenten:
- Orange, D. M. (2017). Climate crisis, psychoanalysis, and radical ethics. Routledge: New York
- Heidelberger Standardübungen zur Stabilisierung von traumatisierten Geflüchteten:
- Nadja Gebhardt, Clara Saur, Beate Herrmann, Hans-Christoph Friederich, Christoph Nikendei (2023). „Nun sag’, wie hast du’s mit der Klimakrise?“ Überlegungen zum Umgang mit dem Klimawandel in der Psychotherapie. Die Psychotherapie 5 – 2023: 381 – 387.
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Nikendei für den eindrucksvollen und interessanten Input, der in Kürze unseren DGVT-PiA im DGVT-Campus zur Verfügung stehen wird.