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Der DGVT-Preis 2023

Der DGVT-Preis 2023 geht an Prof. Dr. Rita Rosner, Dipl. Psych.

… für Verhaltenstherapie in der psychosozialen Versorgung – auf dem Gebiet der Entwicklung der Psychotherapie/ Verhaltenstherapie in gesellschafts- und gesundheitspolitischer Verantwortung

Prof. Dr. Rita Rosner hat sich insbesondere im Bereich der (Weiter-)­Entwicklung der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) verdient gemacht. Sie treibt wo immer möglich mit ihren wissenschaftlichen Projekten zugleich die Verbesserung der Versorgung von traumatisierten Kindern und Jugendlichen, insbesondere von jungen Geflüchteten voran. Dies war ausschlaggebend für die Wahl der Preisjury. Rosners Arbeiten sind stets sowohl wissenschaftlich hervorragend als auch möglichst praxisbezogen: Neben randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen adaptierte sie mit ihrem Team bestehende Interventionen für Jugendliche mit Migrationshintergrund, untersuchte den posttraumatischen Symptomverlauf und den Einbezug von Sprachmittlern.

Zusammen mit Kolleg*innen entwickelte sie ein kostenfreies Messinstrument zur Erfassung der posttraumatischen Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen (CATS) und validierte es international. Basierend auf einem englischsprachigen Onlinekurs zur traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie entwickelten sie und ihr Team außerdem ein kostenfreies Lernprogramm für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen und validierten dieses (TF-KVT-web). Weiterhin betreute sie in der AWMF-S3-Leitlinie PTBS das Kapitel für Kinder und Jugendliche und arbeitete an der internationalen Leitlinie mit. Ein weiteres aktuelles Projekt evaluiert ein gestuftes Behandlungsangebot für unbegleitete junge Geflüchtete mit posttraumatischen Symptomen (BETTER CARE, Förderung durch BMBF). In beiden Disseminationsprojekten werden niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen fortgebildet und erhalten kostenfreie Supervision. Prof. Dr. Rita Rosner war und ist in zahlreichen einschlägigen Gremien engagiert, seit 2019 ist sie im Forschungsbeirat der Children and War Foundation.

Prof. Dr. Rita Rosners Expertise zur Psychotraumatologie bei Kindern und Jugendlichen und hier speziell bei minderjährigen Geflüchteten fußt auf ihrer frühen Beschäftigung mit dem Thema Kriegstraumatisierung und Flucht im Zuge des Krieges in Bosnien-Herzegowina. Zugleich beschäftigte sie sich außerdem mit der Abgrenzung der PTBS zu anderen Störungen und war bereits sehr früh, als eine der ersten deutschsprachigen Forschenden, im Bereich der Definition und Behandlung der Anhaltenden Trauerstörung aktiv. Sie leitete ein Projekt zur Entwicklung eines Therapiemanuals, das bereits in einer randomisierten klinischen Studien im Vergleich mit einer Wartekontrolle überprüft wurde und derzeit mit einer aktiven Kontrollbedingung, der Present Centered Therapy, verglichen wird (PRO-GRID, DFG-gefördert). Bei dem Therapiemanual handelt es sich um eine innovative Weiterentwicklung eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Vorgehens, angepasst an das neue Störungsbild. Jüngste Arbeiten beschäftigen sich außerdem mit dieser Diagnose bei Geflüchteten.

Die publizierten, dokumentierten Projekte von Rosner sind umfangreich. Sie hat sowohl randomisierte kontrollierte Studien veröffentlich, als auch zu Kultursensitivität von Interventionen/Arbeit mit Sprachmittler*innen. Auch zum Bereich Kriegstraumatisierung und Flucht (Erwachsene) weist Prof. Dr. Rita Rosner einschlägige Werke auf. Mit ihrer Arbeit hat sie die Forschung rund um Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen vorangebracht. Besonders hervorzuheben sind ihre stets praxisbezogene und -orientierte Forschung, Projekte, wie das traumafokussierte Lernprogramm, die direkt zu Anwendung kommen.

Der DGVT-Förderpreis geht im Jahr 2023
an Dr. Inken Höller

Dr. Inken Höller hat das Preiskuratorium der DGVT mit Ihrer Dissertation „From Ideation to Action – Analyses of Predictors of Suicidal Ideation and Behavior” überzeugt. In ihrer Arbeit kommen unterschiedliche methodische Zugänge, wie Untersuchungen mit quer- und längsschnittlichen Selbst- und Fremdbeurteilungsdaten, Ecological Momentary Assessments und experimentelle Designs zum Einsatz, um neue Erkenntnisse zur Prädiktion suizidalen Erlebens und Verhaltens zu generieren. Die Studien ihrer Dissertation sind dabei theoretisch in das Integrative motivational-volitionale Modell suizidalen Verhaltens eingebettet (O’Connor, 2011). 

Höller hat in diesem Rahmen ein Instrument zur Erfassung zentraler Risikofaktoren suizidaler Gedanken (das Erleben von „Defeat“ und „Entrapment“) für den deutschen Sprachraum erschlossen und erstmalig validiert. Sie konnte in einer prospektiven Studie über zwölf Monate zudem den Verlauf dieser Konstrukte abbilden und prospektive Vorhersagemodelle berechnen. In einer experimentellen Studie mittels Ecological Momentary Assessments zeigte Dr. Inken Höller erstmalig, dass Interozeptionsfähigkeit über kurze Zeiträume schwankt und Smartphone-basiert im Alltag messbar ist. Interozeptionsdefizite werden immer wieder mit Suizidalität in Verbindung gebracht, so dass diese Arbeit eine wichtige Grundlage dafür bildet, Interozeption in Studien zu proximalen Risikofaktoren suizidalen Erlebens und Verhaltens zu integrieren.

Höller hat sich um die Erforschung suizidalen Erlebens und Verhaltens bereits im Rahmen ihrer Dissertation sehr verdient gemacht. Dabei ist insbesondere ihre wissenschaftliche Produktivität herausragend: Während ihrer dreijährigen Promotionszeit veröffentlichte sie zehn Erst-, eine Letzt- und vier Koautorinnenschaften in internationalen Fachzeitschriften mit Peer Review. Die Arbeiten von Dr. Inken Höller können zur Verbesserung des Verständnisses und der Vorhersage suizidalen Erlebens und Verhaltens beitragen und relevante Ansatzpunkte zur Erweiterung aktueller Theoriemodelle und zur Ableitung von Präventions- und Interventionskonzepten geben.

Der DGVT-Preis früherer Jahre:

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