GESUNDHEITSPOLITISCHE NOTIZEN
EU-Kommission: Neue EU-Strategie zum Schutz von Kindern im Internet
Die EU-Kommission hat eine neue europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder (BIK+) angenommen, um altersgerechte digitale Dienste zu verbessern und um dafür zu sorgen, dass jedes Kind im Internet geschützt, befähigt und geachtet wird. Die neue europäische Strategie stützt sich auf drei Säulen: Sichere digitale Erfahrungen zum Schutz der Kinder vor schädlichen und illegalen Online-Inhalten, Verhaltensweisen und Risiken und die Verbesserung ihres Wohlergehens durch ein sicheres, altersgerechtes digitales Umfeld. Um die digitale Welt zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen, wird die EU-Kommission einen EU-Verhaltenskodex für altersgerechte Gestaltung fördern und bis 2024 die Ausarbeitung einer europäischen Norm für die Online-Altersüberprüfung veranlassen. Um die Stärkung der Kinder im digitalen Umfeld weiter zu fördern, wird die EU-Kommission mithilfe des Netzes der Safer-Internet-Zentren, die das Rückgrat der Strategie bilden, Medienkompetenzkampagnen für Kinder, Lehrkräfte und Eltern organisieren. Überdies wird sie Lehrmodule für Lehrkräfte über das Portal betterinternetforkids.eu zur Verfügung stellen. Das Netz der auf nationaler und örtlicher Ebene aktiven Safer-Internet-Zentren in den Mitgliedstaaten wird die Unterstützung für Kinder in prekären Situationen verstärken und dazu beitragen, die digitale Kluft bei den Kompetenzen zu überwinden. Aktive Teilhabe und Achtung der Kinder, indem ihnen Äußerungsmöglichkeiten im digitalen Umfeld eingeräumt werden – mit mehr kindgeführten Aktivitäten zur Förderung innovativer und kreativer sicherer digitaler Erfahrungen. Im Hinblick auf eine größere Teilhabe von Kindern im digitalen Umfeld wird die EU-Kommission beispielsweise Schulungen zu Online-Möglichkeiten und Online-Risiken unterstützen, die erfahrenere Kinder für andere Kinder durchführen, und alle zwei Jahre eine kindgeführte Bewertung der Strategie organisieren.
ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_2825
Quelle: EU-Kommission: Neue EU-Strategie zum Schutz von Kindern im Internet. Blätter der Wohlfahrtspflege. Deutsche Zeitschrift für Soziale Arbeit. 4/2022, 159.
Bericht: Pandemie führt zu Anstieg von Essstörungen bei Jugendlichen
Nach Angaben des aktuellen Kinder- und Jugendreports der DAK hat die Corona-Pandemie erhebliche Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. So stiegen im Jahr 2021 Depressionen und Essstörungen bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren weiter an, teilte die Krankenkasse bei der Veröffentlichung ihres Kinder- und Jugendreports mit. Vor allem Mädchen im späten Teenageralter litten massiv unter den Auswirkungen der Pandemie. Dem Bericht zufolge habe sich der Anteil junger Patientinnen mit Essstörungen 2021 um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Im Vergleich zu 2019 seien die Krankenhausaufenthalte 2021 bei Essstörungen um 40 Prozent gestiegen. Zudem seien Mädchen von 15 bis 17 Jahren fünfmal öfter wegen Depressionen, dreimal häufiger wegen Angststörungen und 2,5-mal öfter aufgrund von emotionalen Störungen in Kliniken behandelt worden. Ähnliche Tendenzen habe es bei den Schulkindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren gegeben. Hier hätten vor allem stationäre Behandlungen aufgrund von Depression (plus 27 Prozent), Angststörungen (plus 25 Prozent) und Essstörungen (plus 21 Prozent) zugenommen. Für den Report untersuchten Wissenschaftler*innen unter anderem der Universität Bielefeld anonymisiert Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 bis 2021.
Quelle: Bericht: Pandemie führt zu Anstieg von Essstörungen bei Jugendlichen. Blätter der Wohlfahrtspflege. Deutsche Zeitschrift für Soziale Arbeit. 4/2022, 155.
Jüngere oft wegen Psyche in der Klinik
Psychische Leiden waren 2020 der häufigste Grund für eine stationäre Behandlung bei jungen Menschen in Deutschland. So hätten unter den Krankenhausbehandlungen bei den 15- bis 24-Jährigen psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen knapp 18 Prozent ausgemacht, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Darauf folgten Schwangerschaft und Geburt mit 15 Prozent, Verletzungen und Vergiftungen mit 14 Prozent sowie Krankheiten des Verdauungssystems mit zehn Prozent. Konkret waren im Jahr 2020 von 829.400 Krankenhauspatient*innen in der Gruppe der 15- bis 24- Jährigen bei 147.000 psychische Erkrankungen die Ursache, etwa depressive Episoden oder Folgen von Alkoholmissbrauch.
Quelle: Statistik Jüngere oft wegen Psyche in der Klinik. Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft Ausgabe 9/2022, 25. Jahrgang
Behinderte melden Diskriminierung
Diskriminierung wegen Behinderungen oder einer chronischen Krankheit ist der zweithäufigste Grund, weswegen sich Betroffene an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden. Das zeigt der Jahresbericht 2021, den die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman vorstellte. 2021 wurden ihrer Stelle insgesamt 5.617 Fälle gemeldet. Davon bezogen sich 37 Prozent auf rassistische Diskriminierung. An zweiter Stelle folgten mit 32 Prozent die Merkmale Behinderung und chronische Krankheiten. Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts machten 20 Prozent der Anfragen aus. „Die Zahl der uns geschilderten Diskriminierungsfälle ist alarmierend. Sie zeigt aber auch, dass sich immer mehr Menschen nicht mit Diskriminierung abfinden und Hilfe suchen“, sagte Ataman.
Quelle: Jahresbericht Behinderte melden Diskriminierung. Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft Ausgabe 9/2022, 25. Jahrgang