Neues von der Entwicklung von Leitlinien
Einige Mitglieder der DGVT sind an der Entwicklung bzw. Überarbeitung verschiedener Leitlinien beteiligt. Mittlerweile werden wir als Verband in den meisten Bereichen zur Mitarbeit eingeladen, wenngleich noch nicht in allen, bei denen Psychotherapie eine Rolle spielt. Wir sollten versuchen, unseren Einfluss als Fachverband weiter auszubauen und auch direktes Mitglied der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., www.awmf.org) zu werden, damit wir grundsätzlich bei allen Leitlinien mit eingebunden werden. Nur so ist es möglich, unsere gesundheitspolitischen Vorstellungen in weiten Bereichen zu implementieren.
Im Folgenden gehe ich nur auf die noch in Arbeit befindlichen Leitlinien ein.
Der erste Teil der Leitlinie „Autismus“, der Teil „Diagnostik“, ist abgeschlossen und veröffentlicht. Die Steuergruppe arbeitet intensiv weiter am Teil „Therapie“. Voraus-sichtlich wird die Leitlinie zeigen, dass Verhaltenstherapie die einzige Möglichkeit der Behandlung darstellt. An dieser Stelle offenbart sich nun, dass Leitlinien auch eine gesundheitspolitische Dimension haben: Diese Leitlinie wird belegen, dass ausschließlich Psychotherapie bei den betroffenen Menschen wirkt - gleichzeitig gehören die Autismus-Spektrum-Störungen bisher nicht zum Indikationsbereich für Psychotherapie. Zu hoffen ist, dass nach der Veröffentlichung der Leitlinie diese unzeitgemäße Regelung vom GB-A (Gemeinsamen Bundesausschuss) geändert wird.
Die Überarbeitung der Leitlinie „Posttraumatische Belastungsstörungen“, die ebenfalls sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene gelten wird, ist weitestgehend abgeschlossen. Der Text dieser Leitlinie wird im Dezember konsentiert werden, so dass sie Anfang 2017 veröffentlicht werden kann.
Die Steuergruppe der „Kinderschutzleitlinie“ arbeitet intensiv, wenngleich sich gezeigt hat, dass die Zeitplanung doch zu ambitioniert war. Nach dem ursprünglichen Zeitplan ist die Steuergruppe mittlerweile ca. 9 Monate im Verzug. Dieser Zeitverlust wird aber inhaltlich sicherlich wettgemacht werden. Qualität geht bei diesem Thema natürlich vor Schnelligkeit.
Die Leitlinie „Angst bei Kindern“ ruhte fast ein Jahr, da die Koordinatorin sich längere Zeit aufgrund eines Forschungsfreisemesters im Ausland aufhielt. Mittlerweile wurde die Arbeit aber wieder aufgenommen und es ist zu erwarten, dass bald Ergebnisse dargestellt werden können.
Problematisch ist weiterhin die Überarbeitung der Leitlinie „Schizophrenie“. Diese hat zweieinhalb Jahre „geschlafen“. Dann wurde eine Literaturrecherche an die TeilnehmerInnen der Kommission übermittelt, die aber die Fragestellungen, die die nicht biologistischen Vertreter wie die DGVT oder der deutschsprachige Dachverband für psychotherapeutische Psychosenbehandlung eingebracht haben, völlig ignoriert hat. Die Nachfrage dieser Verbände (verbunden mit der Anmerkung, dass sich hier der Anschein einer Einseitigkeit aufdrängt) führt bisher dazu, dass erneut Stillschweigen herrscht und anscheinend wieder nicht weiter gearbeitet wird. Leider ein Beispiel dafür, wie versucht wird, Leitlinien für standespolitische Interessen zu instrumentalisieren.
Rudi Merod